Alternativ sei auch das Ausfüllen eines Fragebogens möglich. Die Erhebungen erfolgten anonym, hieß es. Die Betroffenen, die sich im Vorfeld an die unabhängigen Ansprechpersonen des Erzbistums gewandt hatten, werden per Brief zur Teilnahme aufgefordert. Es sei übergeordnetes Ziel der Studie, "die individuellen Erfahrungen der Betroffenen sichtbar zu machen", heißt es darin. Darüber hinaus sollten kirchlich-institutionelle und gesellschaftliche Rahmenbedingungen erfasst "und Einflussmöglichkeiten auf Maßnahmen zur Aufdeckung der Tat, zur Bestrafung der Täter und zur Prävention untersucht werden".
In Interview und Fragebogen sollen unter anderem Angaben zur Tat, den Tatumständen, zu den Folgen für die Betroffenen sowie zum Einfluss des Missbrauchs auf den weiteren Lebensverlauf gemacht werden. Abgefragt wird zudem die "rückblickende Bewertung hindernder und fördernder Reaktionen/Maßnahmen zur Aufdeckung der Tat und Ahndung des Täters".
Aufarbeitung des Zeitraums von 1945 bis 1989
Erzbischof Stefan Heße hatte im Jahr 2018 einen Beirat eingerichtet, um den sexuellen Missbrauch in der katholischen Kirche Mecklenburgs aufzuarbeiten. Dieser beauftragte Wissenschaftler der Universität Ulm mit einem zweijährigen Forschungsprojekt. Die Aufarbeitung unter der Leitung der Psychiaterin Manuela Dudeck bezieht sich auf den Zeitraum von 1945 bis 1989.
Eine Studie der Deutschen Bischofskonferenz hatte im mecklenburgischen Teil des Erzbistums Hamburg besonders viele Fälle von sexuellem Missbrauch registriert. Demnach sind 17 Priester bekannt, die Missbrauchshandlungen an 54 Kindern und Jugendlichen verübt haben sollen. Einer der Hauptverdächtigen ist der 1979 verstorbene Priester Hermann-Josef Timmerbeil, der die Pfarrei Neubrandenburg zwischen 1946 und 1975 leitete.