Der Rektor der Katholischen Hochschule (KH) Mainz, Martin Klose, nennt ihn einen "sehr geschätzten Kollegen", spricht von einem "zugewandten, lebensfrohen und humorvollen Menschen". Es sei schade, ihn zu verlieren, wobei der Grund dafür natürlich sehr erfreulich sei. Der Grund ist: Der "sehr geschätzte Kollege" Peter Kohlgraf, Professor für Pastoraltheologie, wurde am 18. April von Papst Franziskus zum Bischof von Mainz ernannt und wird am letzten Sonntag im August im dortigen Dom zum Bischof geweiht und in sein Bischofsamt eingeführt.
Viel Freude an der Arbeit an der KH
Als sich Kohlgraf (50) der Öffentlichkeit am Tag seiner Ernennung im Dom vorstellte, sprach er auch davon, dass ihm die Arbeit an der KH viel Freude gemacht habe. Und er ergänzte: Dass er den Kolleginnen und Kollegen, den Studentinnen und Studenten einen unvorhersehbaren schnellen Abschied zumute, tue ihm leid. Kohlgraf lehrt und forscht seit knapp fünf Jahren als Pastoraltheologe an der KH, wo er sich am Freitag mit Journalisten zu einem Presserundgang traf.
Im vergangenen Wintersemester wurde er zum Dekan des Fachbereichs Praktische Theologie gewählt. Das ist er nun nicht mehr. Professor der Hochschule aber ist er noch bis zu seiner Bischofsweihe, allerdings ohne Lehrtätigkeit. Für den künftigen Bischof, so KH-Rektor Klose, gebe es nun so viel zu organisieren und diverse terminliche Verpflichtungen, die es ihm nicht möglich machten, wie bisher an der Hochschule weiterzuarbeiten.
Der Pressrundgang an der KH mit dem ernannten Nachfolger von Kardinal Karl Lehmann, der am 16. Mai vergangenen Jahres und damit an seinem 80. Geburtstag von seinem Mainzer Bischofsamt zurücktrat, führt unter anderem in Kohlgrafs Büro und in die Hochschulkapelle. Das passt.
Wissenschaft und seelsorgliche Tätigkeit verbinden
Denn für Kohlgraf war es nach eigenem Bekunden "immer bedeutsam, Wissenschaft und seelsorgliche Tätigkeit zu verbinden". Wie es sich denn im Grunde auch für einen Pastoraltheologen gehört. Ist es doch dessen Aufgabe, die christlich-kirchliche Praxis in ihren kulturellen und gesellschaftlichen Kontexten auf die Zukunft hin zu bedenken.
Vor den mehr als 20 Journalisten, die zu dem Presserundgang gekommen waren, sagt Kohlgraf, für die Leute sei es gut zu sehen, dass jemand, der Bischof werde, ein halbwegs normales Leben geführt habe.
Kohlgraf, der sein Büro treffend als "nicht so aufregend" beschreibt, lehrte 18 Semester-Wochenstunden, begleitete Studenten der Theologie in ihren Praktika und forschte. Eine Studie über Vergebungsverhalten in Paarbeziehungen soll in absehbarer Zeit in Buchform erscheinen.
Keine Berührungsängste
Pastoraltheologie, erläuterte Kohlgraf, sei eine praktisch orientierte Wissenschaft, versuche ins Gespräch zu kommen mit Andersgläubigen und Nichtgläubigen, um zu reflektieren, wie christlicher Glaube in der Welt von heute umgesetzt werden könne.
Berührungsängste darf es da nach seiner Auffassung nicht geben. Dass jemand Christ sei und als Christ praktiziere, "bedeutet für mich nicht, dass er schon der moralisch bessere Mensch ist", sagt Kohlgraf.
Nach eigenem Bekunden hat sich der Wissenschaftler Kohlgraf nie die Freiheit des Wortes und des Denkens nehmen lassen. Wobei: Eine Grundloyalität zur Kirche müsse da sein, fügt er hinzu. Dies vorausgesetzt, will er auch als Bischof nicht das offene Wort scheuen. Vielleicht aber, schränkt Kohlgraf ein, werde er sich doch anders als in einer Vorlesung manch flapsigen Kommentar verkneifen müssen.