An diesem Samstag treffen sich Verantwortliche des Erzbistums Hamburg und der "Hamburger Schulgenossenschaft" zu einem Workshop. Ziel ist eine Einigung über eine Kooperation, um die geplanten Schließungen von bis zu 8 der 21 katholischen Schulen in der Hansestadt zu verhindern. Legt man das mediale Interesse sowie die auch in Demonstrationen von Schülern und Eltern zum Ausdruck gebrachte Stimmungslage zugrunde, sieht nahezu ganz Hamburg auf den Termin.
Von Maximalforderungen abgerückt
Rund 9.000 Kinder und Jugendliche werden derzeit an den katholischen Schulen Hamburgs unterrichtet. Mit ihnen sind Eltern und Großeltern sowie Verwandte direkt von dem Problem betroffen. Hinzu kommen Zigtausende Hamburger, die in den vergangenen Jahrzehnten das katholische Schulwesen durchlaufen haben.
Aber auch diejenigen bangen um die Schulen, die das auf christlichen Werten basierende Unterrichtssystem mit Religionsunterricht als reguläres Schulfach begrüßen. Doch trotz des gesellschaftlichen und längst auch politischen Drucks bewegt sich wenig zwischen den Gesprächspartnern.
Ursprünglich wollte die Genossenschaft alle 21 Schulen übernehmen, das Erzbistum bei den geplanten bis zu 8 Schließungen bleiben. Von diesen Maximalforderungen sind aber beide Parteien abgerückt. Doch die Einigung auf ein Kompromiss ist derzeit noch nicht in Sicht.
"Wie kann es gehen?"
Das Erzbistum hatte zugesagt, mit der Genossenschaftsinitiative zusammenzuarbeiten. "Ich möchte eine langfristige und tragfähige Übernahme gemeinsamer Verantwortung für das katholische Schulsystem in Hamburg erreichen", hatte Erzbischof Heße gesagt.
"Kann es - und wenn ja -, wie kann es gehen" werde das Thema am Samstag sein, sagt Erzbistumssprecher Manfred Nielen. Dazu seien - wie in einem ersten Gespräch Mitte April zwischen den Parteien vereinbart - Vorgespräche geführt und Daten ausgetauscht worden.
Zudem gab es die Zusage, bis zum Ende des Gesprächsprozesses keine Fakten zu schaffen, die die von Schließung bedrohten Schulen belasten könnten. Die Genossenschaft hatte die Zusagen begrüßt. Allerdings seien Daten bislang nicht übergeben worden: "Null-Komma-Null", sagt deren Mitinitiator, der Unternehmensberater und ehemalige Staatsrat Nikolas Hill.
Geld ist auch ein Argument
Er geht auch davon aus, dass die von Heße angesprochene Suche nach gemeinsamer Verantwortung "für das gesamte katholische Schulsystem" gilt, also für alle 21 Schulen. Dagegen hält das Erzbistum laut Nielen weiter an dem Plan fest, neben den 13 gesetzten vielleicht 3 weitere Schulen zu erhalten, wenn es Hilfe von außen gibt. Für die übrigen 5 Schulen "geht es nicht", hieß es. Mit leeren Händen sollten am Samstag wohl beide Seiten nicht kommen.
Muss die Genossenschaft auf 21 Schulen bestehen? Macht die Kirche mehr als die "13 plus 3"-Rechnung möglich? Die Genossenschaft kann mitbringen, dass sie inzwischen drei der avisierten zehn Millionen Euro an Zusagen gewinnen konnte. Geld ist auch ein Argument. Schließlich droht die Schließung aufgrund der schlechten Finanzlage des Erzbistums.
Die Erzdiözese wird nach eigenen Angaben unter anderem mit Heße, Generalvikar Ansgar Thim, Justiziar Karl Schiemann und Schulabteilungsleiter Christopher Haep vertreten sein. Hinzu kommen Vertreter der Eltern- und Schülerschaft sowie der Schulleiter. Als unabhängiger "Zeuge des Prozesses" wurde der Sekretär der Deutschen Bischofskonferenz, Pater Hans Langendörfer, gewonnen.
Schulbehörde ist nicht eingeladen
Die Genossenschaft schickt neben Hill den Hamburger Rechtsanwalt Christian Bernzen, den Präsidenten des Finanzgerichts, Christoph Schoenfeld, sowie den Jesuiten, Theologen und Chefredakteur der Kulturzeitschrift "Stimmen der Zeit", Stefan Kiechle.
In einer Personalfrage droht Streit: In Medienberichten war Schulsenator Ties Rabe (SPD) für Samstag ins Spiel gebracht worden. Die Genossenschaft erwartet eine entsprechende Einladung vom Erzbistum. Das aber versteht wohl nicht, warum der Schulsenator auf Genossenschaftsticket teilnehmen sollte. In der Schulbehörde hieß es dazu: "Wir kennen den Termin, aber wir sind nicht eingeladen."
Johannes Schönwälder