Der Rekordwert bei der Kinderarmut in Deutschland ist nach Ansicht des katholischen Familienbischofs Heiner Koch auf Unzulänglichkeiten der Politik zurückzuführen. "Es zeigt, dass die familienpolitischen Beschlüsse unzureichend sind", sagte der Berliner Erzbischof der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) am Donnerstag.
"Der Reformwille der Politik ist sehr gering bei den Kindern, bei den Schwächsten der Schwachen. Das können wir als Kirche nicht akzeptieren", so Koch, der in der Deutschen Bischofskonferenz Beauftragter für das Thema Familie ist.
"Mit angezogener Handbremse"
Laut dem neuen Armutsbericht des Paritätischen Gesamtverbandes war 2022 in Deutschland mehr als jedes fünfte Kind (21,8 Prozent) von Armut betroffen. Alleinerziehende haben eine Armutsquote von über 43 Prozent. Insgesamt gelten laut Bericht 14,2 Millionen Menschen als arm, bei deutlichen regionalen Unterschieden.
Koch sagte: "Ich kann nicht nachvollziehen, dass man familienpolitisch mit so angezogener Handbremse agiert." Auch die geplante Kindergrundsicherung sei unzureichend. Es gehöre zur Menschenwürde, dass Kinder ihr Leben entfalten könnten und Förderung erführen. Das sei auch Aufgabe der Familienpolitik.
"Ausbau und Qualitätssteigerung"
Für eine Verbesserung ist dem Erzbischof zufolge ein Bündel an Maßnahmen notwendig: "Das eine ist das Materielle. Ein weiterer wichtiger Baustein ist Bildung. In dem Bereich brauchen wir einen Ausbau und eine Qualitätssteigerung. Und außerdem sollte Familienpolitik auch ermöglichen, dass Eltern und Kinder mehr gemeinsame Zeit miteinander verbringen können. Das hängt mit Kinderförderung zusammen."