Parolin gehört als designierter Kardinalsstaatssekretär bald zu den wichtigsten Männern im Vatikan.
Der Pflichtzölibat für Priester sei "kein kirchliches Dogma“, sagte Erzbischof Pietro Parolin im Interview mit der venezolanischen Zeitung "El Universal" , sondern eine kirchliche Tradition. Wörtlich sagte er weiter: "Man kann allerdings nicht einfach nur sagen, dass er mittlerweile der Vergangenheit angehöre." Die Debatte zum Zölibat solle "im Dienst der Einheit" stehen. Neben der Treue zum Willen Gottes und zur Geschichte der Kirche sei auch "Offenheit für die Zeichen der Zeit" nötig, so Parolin. Zu diesen Zeichen der Zeit gehöre auch der Priestermangel.
In den Medien trifft das Zeitungsinterview auf Resonanz. "Ein spannender Einstieg ins neue Amt", schreibt die Passauer Neue Presse in einem Kommentar über Parolin. "Dass der Zölibat kein Dogma ist, gehört zum kirchengeschichtlichen Allgemeingut. Dass der künftige zweite Mann der Kurie aber eine Debatte über diese traditionsreiche Institution für möglich hält, ist eine offene Einladung dazu, die Diskussion auch tatsächlich zu führen", heißt es in der Passauer Neuen Presse.
Der aus Italien stammende 58 Jahre alte Kirchendiplomat tritt am 15. Oktober das Amt des Kardinalstaatssekretärs an. Seit 2009 ist Parolin Botschafter des Papstes in Venezuela. Künftig ist er als ranghöchster Mitarbeiter von Papst Franziskus für die Koordination der Kurie, also der kirchlichen Behörden im Vatikan, sowie für die vatikanische Diplomatie zuständig.
Parolin folgt damit auf Kardinal Tarcisio Bertone, dessen Rücktrittsgesuch Franziskus zuvor akzeptiert hatte.