Der Erzbischof von Canterbury, Justin Welby, hat Glaubensvertreter aufgerufen, aktiv gegen die Ideologie des Terrors im Namen der Religion vorzugehen. Sie müssten sich dafür verantwortlich fühlen und einschreiten, wenn mörderische Anschläge wie am Wochenende in London mit dem Glauben gerechtfertigt würden, sagte der anglikanische Primas am Montag dem Sender BBC 4.
Welby lobte, dass die maßgeblichen islamischen Würdenträger und Organisationen in Großbritannien das Attentat scharf verurteilt hätten. Es führe aber nicht weiter, wenn Politiker nach solchen Anschlägen wiederholten, solche Verbrechen hätten "nichts mit dem Islam zu tun". Ebensowenig bringe es, etwa beim Massaker von Srebrenica an 8.000 muslimischen Bosniaken durch orthodoxe Serben 1995 lediglich zu beteuern, dieses habe nichts mit dem Christentum zu tun.
Missbrauch der Religion entgegenwirken
Irregeleitete Minderheiten, die die Lehren ihrer Religion als Rechtfertigung für Verbrechen missbrauchten, gebe es immer, so Welby. Religionsführer müssten sich aber dafür zuständig fühlen, solchen Missbräuchen energisch entgegenzutreten. Im Fall des Islam sei erschwerend, dass es dort keine eindeutigen Hierarchien gebe.
Bei Facebook erklärte das geistliche Oberhaupt der Kirche von England am Sonntag, Terroristen wollten die Menschen spalten. "Sie wollen, dass wir einander hassen", schrieb er auf Facebook. Aber genau wie die Bürger von Manchester nach dem Anschlag Ende Mai würden die Londoner mit offenen Herzen, mit Mut, Widerstand und Entschlossenheit reagieren.
Terror in London
Der Anschlag im Zentrum von London hat bei Spitzenrepräsentanten von Religionsgemeinschaften in Deutschland und der Welt Entsetzen ausgelöst.
Bei dem Terroranschlag wurden am Samstagabend mindestens sieben Menschen getötet. Die drei mutmaßlichen Angreifer wurden nach Angaben der Polizei durch die Einsatzkräfte getötet. Zuvor waren die Terroristen mit einem Transporter auf der London Bridge in Fußgänger gefahren. Anschließend attackierten sie am Borough Market, einer belebten Gegend in der Nähe der Brücke, Menschen in Restaurants und Bars. Die Terrormiliz "Islamischer Staat" (IS) reklamierte die Tat für sich.