DOMRADIO.DE: In einem Jahr beginnt der Weltjugendtag in Panama. Wie groß war bei Ihnen die Freude, als Sie erfahren haben, dass der Papst Ihr Land als Gastgeber ausgewählt hat?
Erzbischof José Domingo Ulloa Mendieta OSA (Erzbischof von Panama): Die Freude war riesig, nicht nur bei uns in der Kirche, sondern im ganzen Volk. Wir waren ungefähr so überrascht wie Maria bei der Verkündigung. So ein kleines Land, vom Papst auserwählt für so eine große Aufgabe! Danach kam natürlich die Sorge auf, ob wir das alles schaffen werden, aber mittlerweile sehen wir dem Weltjugendtag gelassen entgegen und haben Vertrauen in uns selbst und in Gott: wenn er uns auswählt, dann gibt er uns auch die Kraft, die anstehenden Herausforderungen zu meistern und dieses Treffen von Gläubigen aus aller Welt zu organisieren.
DOMRADIO.DE: Panama ist ein kleines Land, für die jungen Menschen aus Europa und Nordamerika ist es weit und teuer, den WJT zu besuchen, zumal der Termin (22. bis 27. Januar 2019) keine Ferienzeit ist, also wenige Urlaub haben dürften. Warum haben Sie sich dennoch um die Ausrichtung des Weltjugendtages beworben?
Erzbischof José Domingo Ulloa: Als wir uns darum bewarben, Gastgeber des Weltjugendtags zu werden, dachten wir an tausende von Jugendlichen hier in der Region, in Zentralamerika, die es nicht leicht haben. Zu deren Alltag Drogenhandel und Gewalt gehören, die keine Perspektive haben und sich oftmals gezwungen sehen, auszuwandern. Jugendliche, die niemals daran gedacht haben, so eine Erfahrung zu machen. Für diese Jugendlichen an den Rändern der Gesellschaft haben wir uns beim Papst um den Weltjugendtag beworben.
Wir sind uns natürlich darüber bewusst, dass es für die jungen Menschen aus Europa und Nordamerika schwieriger ist, auch weil der Weltjugendtag im Januar stattfindet. Das ist ungewöhnlich. Aber hier in der Region ist es der klimatisch beste Monat, im Sommer ist bei uns Regenzeit. Darum bitten wir die jungen Menschen, dieses Opfer und diese lange Reise auf sich zu nehmen, so wie die Jugendlichen in Lateinamerika das in vergangenen Jahren auch gemacht haben, als sie auf andere Kontinente gereist sind, um gemeinsam mit Hunderttausenden zu feiern, zu beten und den Glauben zu leben.
DOMRADIO.DE: Das Motto des Weltjugendtags in Panama 2019 lautet: "Siehe, ich bin die Magd des Herrn; mir geschehe, wie du es gesagt hast" (Lk 1,38) Welche Botschaft soll an die Jugendlichen gehen?
Erzbischof José Domingo Ulloa: Es ist die Antwort Marias auf die Botschaft des Engels und unsere Botschaft an die Jugendlichen ist, dass sie offen sein sollen für den Glauben: Ebenso wie Maria sollten wir in der Lage sein, unsere persönlichen Pläne zurückzustellen und Gottes Stimme zu hören, der viel Größeres mit jedem Einzelnen von uns vorhat. Ich glaube, das ist die wichtigste Botschaft des Mottos, das der Papst ausgewählt hat: Bereit zu sein und ebenso wie Maria zu sagen: "Hier bin ich, um deinem Willen zu folgen."
DOMRADIO.DE: Das heißt, Sie erhoffen sich auch viele neue Berufungen durch den Weltjugendtag?
Erzbischof José Domingo Ulloa: Natürlich wünschen wir uns, dass es infolge des Weltjugendtags viele neue Berufungen gibt, und zwar in allen Bereichen: als engagierte Laien, in Familien, die die christlichen Werte leben und weitergeben, aber auch in Menschen, die sich für das Leben in einem Orden oder als Priester entscheiden. Das sind alles christliche Wege. Und indem wir uns für einen dieser Wege entscheiden, setzen wir ein Projekt Gottes in die Realität um.
OMRADIO.DE: Warum reisen Sie derzeit durch Deutschland?
Erzbischof José Domingo Ulloa: Wir besuchen unsere Partner beim katholischen Lateinamerika-Hilfswerk in Essen, das seit vielen Jahren kirchliche Projekte in unserem Land fördert und uns auch bei den Vorbereitungen für den Weltjugendtag unterstützt. Am Wochenende werden wir in Stuttgart sein, weil Panama in diesem Jahr das Gastland der dortigen Reisemesse CMT ist. Gemeinsam mit Bischof Gebhard Fürst, Jugend-Bischof Thomas Maria Renz und vielen Gläubigen werden wir eine Andacht feiern und für den Weltjugendtag werben.
Zudem werden wir hier in Deutschland zahlreiche Vertreter der Jugendpastoral zu treffen und mit ihnen gemeinsam diese große Pilgerreise nach Panama zu planen. Denn am Ende geht es darum, dass sich die Realität in dem Maße ändert, wie die Jugendlichen heute Verantwortung übernehmen.
DOMRADIO.DE: Aus Deutschland kommen voraussichtlich nur rund 1.000 Jugendliche. Was ist Ihre Botschaft an die jungen Menschen, die vielleicht noch zögern, ob sie die weite und anstrengende Reise nach Panama auf sich nehmen?
Erzbischof José Domingo Ulloa (lacht): Als erstes würde ich ihnen sagen, dass sie die wunderbare Gelegenheit hätten, im Januar ein wenig Licht und Sonne zu tanken. Zudem werden sie die Möglichkeit haben, eine vollkommen andere Kultur kennen zu lernen. Sie werden Menschen begegnen, die sie bei den Tagen der Begegnung bei sich zu Hause aufnehmen. Die sie mit offenen Armen und Herzen empfangen.
Und ich möchte ihnen auch sagen: Wenn Ihr nicht kommt, dann fehlt ihr! Wir brauchen alle jungen Menschen bei diesem Treffen, um gemeinsam mit Papst Franziskus von einer besseren Welt und einer neuen Kirche zu träumen.
Das Interview führte Ina Rottscheidt.