Die Überraschungsnachricht des Tages hat er sich ganz für den Schluss aufgehoben: Kurz bevor Kardinal Woelki mit sechs weiteren Bischöfen am Altar, darunter Erzbischof Samuel Joseph Aquila aus Denver und Bischof Alan McGuckian aus Irland, den Schlusssegen spenden will, wendet er sich noch einmal an die Gläubigen, die mit ihm soeben in einem feierlichen Gottesdienst die Eröffnung des Heiligen Jahres gefeiert haben, von dem er sich Erneuerung für jeden einzelnen, aber auch für die Diözese und die Kirche insgesamt verspricht. Und es ist eine wichtige Botschaft, die er zu verkünden hat. Denn am zweitletzten Tag des alten Jahres will er einen Ausblick auf das neue geben, in dem er in den Tagen ab Fronleichnam – vom 19. bis zum 22. Juni – unter dem Motto "kommt & seht" zu einer eucharistischen Konferenz nach Köln einlädt.
"Deine Zeit für Jott & Dich! Begegne Jesus in der Eucharistie" heißt es auf der bereits frei geschalteten Website, für die dann auch der Kölner Erzbischof schon kräftig die Werbetrommel rührt. Er animiert die vielen Anwesenden zum Weitersagen und – weil es dann die besten Rabatte gebe, wie er augenzwinkernd meint – zu einer frühestmöglichen Anmeldung bei dieser Veranstaltung, in deren Zentrum es um die Bedeutung der Eucharistie gehen soll und grundsätzlich um ein Wochenende mit Gott, wörtlich auf kölsch um "Dein Wochenende mit Jott".
Werbung für eucharistische Konferenz in Köln
"Unsere Sehnsucht", heißt es im Ausschreibungstext weiter, "ist es, eine einzigartige Atmosphäre zu schaffen, in der viele Menschen Jesus in der Eucharistie begegnen können. Neben stimmungsvollen Gebetszeiten, die unter die Haut gehen, wird es jede Menge spannender Impact Sessions geben. Zwei Tage voller inspirierender Workshops, mitreißender Keynotes und lebendiger Gemeinschaft. Sei dabei, wenn sich 2000 Menschen zu Fronleichnam 2025 in Köln versammeln, um gemeinsam unglaubliche Erfahrungen zu machen." Neben dem offiziellen Programm werde es auch viele Möglichkeiten geben, so versprechen die Veranstalter, neue Kontakte zu knüpfen, Zeit in der Stille zu verbringen und die rheinische Lebensfreude zu genießen.
Natürlich ist dieser Gottesdienst zur Heilig-Jahr-Eröffnung das richtige Forum, um auf ein solches Treffen gerade unter der jüngeren Generation aufmerksam zu machen. Denn ein bisschen ist diese SEEK-Conference, die über den Jahreswechsel in Köln mit rund 500 Jugendlichen stattfindet und am 2. Januar mit einer Frühmesse, die Bischof Oster aus Passau zelebriert, ihren Abschluss findet, wie ein Weltjugendtag im Kleinen. Jedenfalls war im Vorfeld mit akademischen Vorträgen, aber auch persönlichen Glaubenszeugnissen, Gottesdiensten, Lobpreis- und Anbetungszeiten sowie Begegnungs- und Austauschformaten für dieses Jugendtreffen der Focus-Missionare – die Abkürzung steht für Fellowship of Catholic University Students – geworben worden.
SEEK-Conference dient Glaubensvertiefung
Die SEEK ist ein großer Glaubenskongress von Studierenden und jungen Erwachsenen, die gemeinsam ihren Glauben feiern und bewusst vertiefen wollen. Und die Focus-Missionare sind eine Gruppe von Studierenden, die sich an unterschiedlichen Universitäten um Mission und Evangelisation, Peer-to-Peer, bemüht. Ihr Ursprung sind die USA. Aktuell haben sie 1000 Vollzeitmissionare an den Unis weltweit, 30 davon in Europa, wo fast 600 Studierende regelmäßig an ihren Veranstaltungen teilnehmen. In Deutschland sind sie im Moment in Düsseldorf und Passau tätig. Doch weitere Standorte seien in Planung, heißt es.
Flynn aus Dublin ist das erste Mal bei einer solchen "Konferenz" mit dabei. Ein Freund habe ihn geworben und gemeint, hier treffe man auf andere Jugendliche, die sich über ihren katholischen Glauben austauschen würden, erklärt der 18-Jährige und betont: "Ich bin hier dabei, weil ich mehr über meinen Glauben lernen möchte. Denn ein praktizierter Glaube hilft, auch den anderen verstärkt im Blick zu haben."
Bernard stammt aus Malta, studiert aber zurzeit in Dublin und erhofft sich ebenfalls eine Verständigung über seinen Glauben, die ihn weiterbringt. Und Cristina aus Catania in Sizilien gehört in ihrer Heimat der geistlichen Gemeinschaft "Communione e liberazione" an. Sie verbindet mit dem Treffen in Köln die Erwartung, ihren eigenen Glauben neu zu entdecken und dass sie das Miteinander mit den vielen anderen Studierenden auch ein Stück weit bereichert.
"Andere junge Leute zu treffen, die ebenfalls über ihren Glauben sprechen wollen, gibt mir Hoffnung, zumal in den Messen sonst doch überwiegend alte Menschen sind", sagt die 21-jährige Wirtschaftsstudentin aus Dublin, die sich bei den Focus-Missionaren ihrer Uni und dem religiösen Angebot ihres Campus gut aufgehoben fühlt. "Dort besteht die Möglichkeit, jeden Tag Messe zu feiern. Und auch sonst unterstützen uns die Missionare bei allen unseren Fragen, die wir ans Leben haben." Ihre Teilnahme bei der SEEK-Konferenz in Köln helfe ihr bei der Vertiefung ihres Glaubens. "Bibelteilen, Glaubensgespräche und die Katechesen im Rahmen solcher Begegnungen sind ganz tolle Erfahrungen", schwärmt sie von den vielen Optionen, die die Veranstalter bieten würden.
Auch Kardinal Woelki freut sich über die vielen jungen Menschen im Kölner Dom an diesem Abend, die er mit großer Herzlichkeit auf Deutsch und Englisch begrüßt. "Eure Anwesenheit ist ein lebendiges Zeichen für die Einheit der weltweiten Kirche und die Hoffnung, die uns als Glaubende verbindet." In seiner Predigt nennt Woelki die Öffnung der Heiligen Pforte durch Papst Franziskus eine "symbolische Geste", die daran erinnere, dass Jesus sich selbst als „Tür“ bezeichne. So sei auch an diesem Abend jeder Gottesdienstbesucher gewissermaßen durch eine heilige Pforte eingetreten, habe das Kirchenschiff durchschritten und sich zur Feier der Eucharistie um den Altar versammelt.
"Wenn wir diesen Weg nicht nur mit unseren Füßen gehen, sondern auch mit unserer Seele, können wir den Innenraum unseres Lebens begehen", stellt der Kardinal wörtlich fest. "Da kann es sein, dass wir mit einem Mal vor die Tür unseres eigenen Wesens gelangen und merken, ob sie offen oder verschlossen ist, ja, ob wir die Tür unseres Lebens überhaupt schon gefunden haben. So ein Gang kann uns vor die Tür bringen, die der Aufschluss unseres Lebens ist. Hier am Altar stehen wir vor ihr. Und: Sie ist uns aufgetan." Aus dem Johannes-Evangelium zitiert er dazu das Jesus-Wort: "Ich bin die Tür; wer durch mich hineingeht, wird gerettet werden; er wird ein- und ausgehen und Weide finden“.
Die Auferstehung des Gekreuzigten von den Toten bedeute, "dass unsere Gräber nicht mehr bloß Stätten der Verwesung sind, sondern Stätten der Hoffnung", fährt Woelki fort. In Jesu Auferstehung werde allen ein neuer Anfang gegeben. Er habe die Macht des Todes, die aus dem Nein der Menschheit zu Gott stammt, durch das Ja seiner Liebe aufgebrochen. "Wir werden ewig leben – als ganze Menschen, als von Gott Gekannte und Geliebte", versichert der Kardinal. "Christus ist für uns alle die Tür zum Leben geworden. Sie allein führt hinüber ins Leben Gottes." Mit dem Empfang Jesu Leib "wird er selbst unser Leben. Er kommt leibhaftig in unser Inneres, wenn wir die heilige Eucharistie empfangen und in uns aufnehmen. Und er bleibt in uns durch seinen heiligen Geist, um uns immer tiefer zu verwandeln und mit sich zu verbinden."
Bei der gemeinsamen Feier der Eucharistie werde die Tür des Lebens, die Tür zum ewigen Leben, die Christus selbst sei, aufgetan, so der Kölner Erzbischof weiter. "Alles hängt davon ab, dass wir hindurchgehen. Das ist kein leichter Gang." Denn es gelte, durch diese offene Tür nicht nur jetzt, sondern ein Leben lang zu gehen, immer wieder aufs Neue. "Wenn wir die heilige Messe feiern, betreten wir die Todeszone der Welt. Christus hat sie begehbar gemacht. Sie ist vom Leben durchdrungen. Die Kraft seiner Auferstehung trägt uns dabei."
Durch die heilige Pforte – Christus selbst – zu gehen, diese Schwelle zu überschreiten und ins Heilige Jahr einzutreten bedeute nichts anderes, als das eigene Leben wieder tiefer im Mensch gewordenen Gottessohn verankern zu wollen, "damit dieser auch für uns zu dem werden kann, wozu er in unsere Welt gekommen ist: zur Tür in das ewige Leben und Glück, dass Gott selber ist". Eine Tür, die sich auftue, eröffne eine völlig neue Dimension und erinnere daran, dass es eine andere Welt gebe, die mehr sei als der graue Alltag. "Christus ist diese offene Tür, der uns und unser Leben in diesem Heiligen Jahr verwandeln will, auf dass wir ihn er- und bekennen als das Licht der Welt. Wer ihm nachfolgt, wird in der Tat nicht in der Finsternis umhergehen, sondern das Licht des Lebens haben, um so ein Pilger der Hoffnung zu sein."