Erzbistum Köln empört sich über Aktion mit DDR-Symbolik

"Zutiefst beleidigt"

Ein Kardinalshut kombiniert mit der Flagge der einstigen diktatorischen DDR? Mit diesem Transparent hat die Initiative Maria 2.0 am Wochenende gegen Kardinal Woelki protestiert und damit eine erboste Reaktion provoziert.

Erzbischöfliches Generalvikariat Köln / © Alexander Foxius (DR)
Erzbischöfliches Generalvikariat Köln / © Alexander Foxius ( DR )

"Zutiefst beleidigt" sieht sich das Erzbistum Köln durch eine Protestaktion der Reformbewegung Maria 2.0. Diese hatte am Samstag den Eingang des Generalvikariats, also der kirchlichen Verwaltung, mit einem Transparent verhängt, auf dem die Fahne der untergegangenen DDR mit dem roten Kardinalshut kombiniert wurde.

Frank Hüppelshäuser / © FotoStudio54 (privat)
Frank Hüppelshäuser / © FotoStudio54 ( privat )

Zudem war der Schriftzug "#Gleichschaltung im Erzbistum Köln" zu lesen. "Welche Gesinnung, Ignoranz und historische Unkenntnis muss man haben, um solche Aktionen durchzuführen", kritisiert Amtsleiter Frank Hüppelshäuser in einem der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) vorliegenden Schreiben an die Mitarbeitenden den Vergleich mit der Diktatur. Zuerst hatte der "Kölner Stadt-Anzeiger" (Dienstag) darüber berichtet.

Umgestaltung des Diözesanpastoralrats geplant

Mit der Aktion kritisierte Maria 2.0 Rheinland "ein ungebremstes Machtregime der Bistumsleitung". Neuester Baustein, das Erzbistum auf Linie zu bringen, sei die Umgestaltung des Diözesanpastoralrats, "des letzten Beratungsgremiums, in dem noch kritische Stimmen vorhanden waren". Der Erzbischof will das Gremium verkleinern: Unter anderem soll die gewählte Vertretung der Laien, die sich wiederholt gegen Vorhaben Woelkis wandte, nur noch zwei statt zehn Delegierte entsenden. Stattdessen sollen 18 Laien, also Katholiken ohne Weiheamt, per Losverfahren als Mitglieder bestimmt werden.

Maria 2.0 wandte sich auch gegen Pläne, den beim Bildungswerk des Erzbistums angesiedelten Multimediasender domradio.de in eine gemeinnützige GmbH zu überführen. Mit dem dazu zusätzlich installierten Geschäftsführer "sichert sich der Kardinal weitreichenden Einfluss auf Programm und Inhalt des bis dahin durchaus kritischen Senders". Zudem wandte sich die Initiative gegen die Verwaltungsreform. Nach dem Wegfall der zehn Hauptabteilungen liege alle Macht jetzt nur noch "bei einem Triumvirat aus Kardinal, Amtsleiter und Finanzchef", so die Sprecherin von Maria 2.0, Maria Mesrian.

Mesrian verteidigt DDR-Vergleich

Dagegen lobte Huppelshäuser die Reform. Woelki habe vor gut zwei Jahren die Grundlagen "für eine der pluralistischsten Verwaltungsstrukturen überhaupt in unserer Kirche" gelegt. Nach über 1.700 Jahren sei die Verantwortung, die bis dahin allein auf dem Generalvikar geruht habe, zusätzlich auf den Amtsleiter und den Ökonomen verteilt worden. Aktuell seien im Erzbistum so viele Laien in Führungsaufgaben wie noch nie, und auch der Anteil der weiblichen Führungskräfte liege mittlerweile deutlich über dem Durchschnitt der bundesdeutschen Wirtschaftsunternehmen.

 Maria Mesrian
 / © Julia Steinbrecht (KNA)
Maria Mesrian / © Julia Steinbrecht ( KNA )

"Das mag vielen selbst ernannten Reformern nicht passen, weil es nicht in ihr von Vorurteilen und wenigen Medien geprägtes Bild unseres Bistums passt", so Hüppelshäuser. "Leider greift obendrein in unserer Gesellschaft immer mehr Radikalisierung und Intoleranz um sich, gerade auch von denen ausgehend, die sich angeblich so pluralistisch, demokratisch und weltoffen geben. Dies haben wir am Samstag erlebt."

Mesrian verteidigte im "Stadt-Anzeiger" den DDR- Vergleich. Woelki setze reihenweise Kritiker ab, drohe ihnen oder verwehre ihnen Leitungspositionen.

Maria 2.0

Die kirchliche Frauenprotestbewegung Maria 2.0 setzt sich für die Zulassung von Frauen zu allen Weiheämtern, die Aufhebung des Pflichtzölibats sowie die vollständige und transparente Aufklärung von Missbrauchsfällen in der katholischen Kirche ein. Im Januar 2019 schlossen sich fünf Frauen aus der Gemeinde Heilig Kreuz in Münster zusammen und schickten ihre Forderung in einem offenen Brief an Papst Franziskus.

Fahne mit der Aufschrift "Maria 2.0" bei einer Demonstration der Initiative Maria 2.0 am 22. September 2019 in Köln / © Harald Oppitz (KNA)
Fahne mit der Aufschrift "Maria 2.0" bei einer Demonstration der Initiative Maria 2.0 am 22. September 2019 in Köln / © Harald Oppitz ( KNA )
Quelle:
KNA