Erzbistum Köln unterstützt Myanmar nach dem Erdbeben

Ein Land in einer "Polykrise"

Seit vier Jahren herrscht Bürgerkrieg in Myanmar. Nun hat das Land auch noch ein Erdbeben erschüttert und die humanitäre Krise weiter verschärft. Die Menschen vor Ort benötigen Hilfe. Auch das Erzbistum Köln hilft in Myanmar.

Erdbeben in Myanmar / © Uncredited/AP (dpa)

DOMRADIO.DE: Welche Beziehungen gibt es denn zwischen dem Erstbistum Köln und den Partnern in Myanmar? 

Alessandro Chieregato (Abteilung Weltkirche im Erzbistum Köln): Wir haben in Myanmar eine enge Partnerschaft mit der Diözese Mandalay und Loi-Kaw und auch mit den Jesuiten, sowohl mit der Provinz als auch mit ihrem Flüchtlingsdienst. Darüber hinaus haben wir auch mit Kolping in Myanmar eine enge Beziehung. Wir führen ebenfalls gemeinsame Projekte mit der Bischofskonferenz von Myanmar durch. Die Partnerschaft entfaltet sich durch gegenseitige Besuche, aber auch durch gemeinsame Identifizierung und die Durchführung von Projekten. Es geht um infrastrukturelle Projekte, wie zum Beispiel die Priester-Ausbildung oder seit 2021 der Hilfe für Flüchtlinge sowie – wie in diesem Fall – auch Nothilfemaßnahmen. 

Erdbeben in Myanmar / © Uncredited/The Myanmar Military True News Information Team/AP (dpa)
Erdbeben in Myanmar / © Uncredited/The Myanmar Military True News Information Team/AP ( (Link ist extern)dpa )

DOMRADIO.DE: Mit wem sind Sie aktuell vor Ort in Kontakt, um sich darüber auszutauschen, was dort gebraucht und benötigt wird? 

Chieregato: Wir sind in engem Kontakt mit dem Sekretariat und dem Administrator von der Diözese Mandalay. Das liegt genau im Epizentrum des Erdbebens. Wir stehen auch in Kontakt mit dem Provinzial der Jesuiten und mit der Koordinatorin des Jesuiten-Flüchtlingsdienstes. Sie hat auch den Leitartikel für unseren Jahresbericht 2023 geschrieben und wir sind wirklich täglich in Kontakt. Die Beziehung ist in diesen Tagen sehr eng geworden.

Alessandro Chieregato

"Die Menschen müssen aufgrund des Nachbebens draußen schlafen und sind deshalb Krankheiten ausgesetzt, die von Mücken übertragen werden. Deshalb brauchen sie zum Beispiel Mückennetze".

DOMRADIO.DE: Was hören Sie konkret von Ihren Partnern aus Myanmar? Wie geht es den Menschen, was brauchen sie?

Chieregato: Wir hören von Frust, Wut und Müdigkeit. Sie sprechen von einer Mehrfachkrise oder einer Polykrise. Es gab schon Bürgerkriege, Wehrpflichts-Gesetze, Jugendmigration, den Militärputsch und dazu kommt jetzt noch das Erbeben. Wir hören aber auch diese große Resilienz, diesen Willen, niemals aufzugeben und sich immer für die Menschen einzubringen.

Wir hören auch konkrete Beispiele, konkrete Situationen und Bedürfnisse. Zum Beispiel auch Dinge, an die wir nicht sofort denken. Die Menschen müssen aufgrund des Nachbebens draußen schlafen und sind deshalb Krankheiten ausgesetzt, die von Mücken übertragen werden. Deshalb brauchen sie zum Beispiel Mückennetze. Das ist nicht die erste Notwendigkeit, an die man denkt.

Alessandro Chieregato

"Die Mittel werden schnell zur Verfügung gestellt und auch schnell aufgebraucht".

DOMRADIO.DE: Wie konkret kann aber das Erzbistum Köln im Erdbebengebiet in Myanmar helfen? 

Chieregato: Wir helfen durch den Partner. Wir stellen Mittel zur Verfügung. Es gibt einen Sonderfonds von 300.000 Euro, die dem Partner schnell zur Verfügung gestellt werden kann, weil wir seit Jahren diese Beziehung pflegen. Die Mittel werden schnell zur Verfügung gestellt und auch schnell aufgebraucht.

Alessandro Chieregato

"Wir wissen, es ist nicht immer einfach, aber wir haben viel Hoffnung, dass es klappt".

DOMRADIO.DE: Das Erzbistum überlegt, eventuell jemanden zur Unterstützung hinzuschicken oder Projekte dort zu begleiten. Wird da jemand hinreisen? 

Chieregato: Es gibt einen Plan, dass Generalvikar Monsignore Assmann zusammen mit Herr Ammann, dem Leiter des Bereichs Weltkirche, im August eine Reise nach Myanmar führen werden. Wir sind in der Vorbereitungsphase, es muss auch genehmigt werden und es muss auch das Visum beantragt werden. Wir wissen, dass es nicht immer einfach ist, aber wir haben viel Hoffnung, dass es klappt. 

Erdbeben in Myanmar / © Aung Shine Oo (dpa)

DOMRADIO.DE: Mit welchem Ziel wird der Generalvikar dann möglicherweise im August dorthin reisen? 

Chieregato: Die Reise steht im Kontext der Diözesan-Partnerschaft mit Tokio und dem Sonntag der Weltmission im Oktober. Sie ist aber auch ein Zeichen der Solidarität in diesem speziellen Moment in Myanmar, aufgrund des Kriegs und des Erdbebens.

Dieses Interview führte Dagmar Peters.

Steckbrief Myanmar

Myanmar in Südostasien ist eines der ärmsten Länder der Welt. Es war von 1962 bis 2011 eine Militärdiktatur.

Bevölkerung: Vielvölkerstaat mit rund 55 Millionen Einwohnern

Land: zweitgrößtes Land in Südostasien (hinter Indonesien), fast doppelt so groß wie Deutschland, zwischen Indien und China

Wirtschaft: Agarland mit Naturressourcen wie Öl, Gas, Mineralien, Edelsteinen, Wäldern

Armut: Laut Asiatischer Entwicklungsbank leben 25,6 Prozent unter der Armutsgrenze. Die Universität von Rangun glaubt: 80 Prozent.

Flagge von Myanmar / © Creative Photo Corner (shutterstock)
Quelle:
DR

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