Unverhoffter Geldsegen bei der Erzdiözese München und Freising: Entgegen allen Erwartungen endete das Haushaltsjahr 2022 mit einem Überschuss von 128,5 Millionen Euro, wie aus dem am Mittwoch in München veröffentlichten Jahresabschluss hervorgeht. Grund für das Plus von 111,5 Millionen Euro gegenüber dem Vorjahr seien "mehrere Sondereffekte" gewesen, sagte Finanzdirektor MarkusReif. So seien unter anderem zu Beginn des Jahres weitere Einnahmen aus der Einkommenssteuer eingegangen, mit denen nicht gerechnet worden sei.
Dazu kamen zusätzliche 4,6 Millionen Euro Kirchensteuermittel aus der Energiepreispauschale. Diese flossen aber laut Amtschefin Stephanie Herrmann in einen eigens eingerichteten Wohnungsnotfallfonds, um etwa Menschen in finanziellen Schwierigkeiten angesichts der hohen Energiepreise helfen zu können.
Vorsichtige Planung für 2023
2021 hatte der Überschuss bei 17 Millionen Euro gelegen. In der Folge rechnete die Finanzkammer mit einem Minus. Dies könnte nun 2023 wegen der aktuellen Konjunkturentwicklung kommen. So plant das Erzbistum nach eigenen Angaben fürs laufende Jahr "sehr vorsichtig" mit einem Ertrag von 833 Millionen Euro, dem Ausgaben in Höhe von 894 Millionen Euro gegenüberstehen. Größter Posten an Ausgaben blieben mit 340 Millionen Euro die Aufwendungen für das Personal; zweitgrößter mit 329 Millionen Euro die Zuschüsse, etwa an Kirchenstiftungen, die größtenteils ebenfalls dem Personal zugutekämen.
Kirchensteuereinnahmen gestiegen
Insgesamt erzielte das Erzbistum 2022 Erträge in Höhe von 912 Millionen Euro (2021: 884 Millionen Euro). Davon seien 658 Millionen Euro auf die Kirchensteuer entfallen. Das entspreche einem Anstieg von 11 Millionen Euro gegenüber dem Vorjahr. Weitere 132 Millionen Euro habe die Erzdiözese als öffentliche Zuschüsse erhalten, unter anderem 77,8 Millionen Euro vom Staat für den Betrieb von Schulen sowie 12 Millionen Euro für den Religionsunterricht an staatlichen Schulen.
Die Bilanzsumme des Erzbistums betrug 2022 den Angaben zufolge 3,88 Milliarden Euro. Sie erhöhte sich gegenüber dem Vorjahr um 133 Millionen Euro. Das Vermögen umfasse im Wesentlichen Sachanlagen in Höhe von rund 1,52 Milliarden Euro (plus 50 Millionen gegenüber 2021), hieß es. Den größten Anteil hätten mit rund 1,4 Milliarden Euro die bebauten und unbebauten Grundstücke. Die Finanzanlagen seien nach der zu Ende gegangenen Niedrigzinsphase um 12 Millionen Euro auf 1,4 Milliarden Euro angestiegen.
Präsenz in der Gesellschaft
Die Kirche wolle präsent in der Gesellschaft bleiben und für alle Menschen mit ihren Angeboten zur Verfügung stehen, sagte Generalvikar Christoph Klingan. Angesichts enger werdender finanzieller Spielräume gelte es aber, Schwerpunkte zu setzen. So soll mit den Kirchengemeinden überlegt werden, welche Immobilien etwa anderweitig genutzt oder aufgegeben werden könnten. Gedacht werde etwa an Pfarrheime. Es seien Kooperationsmodelle mit Kommunen denkbar, die oft auf der Suche nach Bürgerhäuser seien.
Auf Nachfrage erklärte Klingan, dass die Erzdiözese auch Rücklagen für etwaige Anerkennungsleistungen für Betroffene von Missbrauch zurückgestellt habe. Diese fänden sich aber nicht im allgemeinen Haushalt, sondern in jenem des Erzbischöflichen Stuhls und lägen bei 1,3 Millionen Euro. Das Geld stamme nicht aus Kirchensteuermitteln, sondern aus dem Vermögen des Erzbistums.
Anmerkung der Redaktion: Dieser Artikel wurde am 26. Juli 2023 um 13:45 Uhr aktualisiert.