DOMRADIO.DE: Unter dem Titel "Fluthilfe für Pänz“, also aus dem Kölschen übersetzt "Fluthilfe für Kinder", haben Sie von der katholischen Jugendagentur in Köln eine Aktion ins Leben gerufen. Dabei bekommen Familien finanzielle Unterstützung. Sie fördern Familien in Erftstadt pro Kind mit 1.500 Euro. Was machen die Familien damit?
Daniel Könen (Pressesprecher der Katholischen Jugendagentur / KJA): Das ist ganz unterschiedlich. Wir haben im Beirat beschlossen, dass wir nach drei Kategorien fördern. Das heißt, wir wollen Familien, die bei ihrem Kinder im Bereich der schulischen und außerschulischen Bildung bedarf haben, Gelder bereitstellen.
Es geht aber auch darum, Freizeitaktivitäten zu fördern. Als konkretes Beispiel ist ein Antrag reingekommen, nach dem sich die Eltern ein Sportprogramm für ihr Kind nicht mehr leisten können, weil sie jetzt jeden Euro in die Wiederherstellung ihres Hauses stecken müssen. Wir sind der Meinung, dass es nicht sein darf, dass Kinder und Jugendliche nach dieser Flut darunter leiden, wenn die Gelder von Familien woanders eingesetzt werden müssen. Die Teilhabe und die Chancengleichheit von jungen Menschen muss gewährleistet bleiben.
Und ein dritter Teil, den wir fördern, ist sozusagen die Traumaberatung oder die Nachsorge nach der Flut, wenn Kinder und Jugendliche so beeinträchtigt sind, dass sie nochmal therapeutische Hilfe benötigen.
Also kurzum, wir fördern Kinder und Jugendliche, die speziell aus Flutgebieten kommen, mit unserem Kinder- und Jugendhilfefonds.
DOMRADIO.DE: Was ist dieser Kinder- und Jugendhilfefonds genau?
Könen: Unser Kinder- und Jugendhilfefonds ist ein Fonds, der schon seit drei Jahren schon junge Menschen, die in unsere Einrichtungen kommen. Wir haben ungefähr 90 Kinder- und Jugendhilfeeinrichtungen in Köln und im Rhein-Erft-Kreis. Es gibt Kinder, die im Winter noch mit Flipflops und im Sommeroutfit zu uns kommen. Oder es gibt Kinder, die Hunger haben, weil sie am Tag noch nicht viel gegessen haben.
Aber auch wenn sich Kinder und Jugendliche, die zu uns kommen, eine Ferienfreizeit nicht leisten können, dann muss das möglich sein. Dann wollen wir ganz kurzfristig und ganz unbürokratisch mit unserem Kinder- und Jugendhilfefonds, der aus Spenden finanziert wird, helfen, damit es Kindern und Jugendlichen besser geht.
DOMRADIO.DE: Kriegen Sie im Kontakt mit den Familien, die von der Flut betroffen sind, mit, was die gerade bewegt?
Könen: Wir kriegen ganz viel mit. Denn in der Woche kriegen wir circa acht bis zehn Anträge rein, wo Familien doch sehr deutlich schildern, wo die Not gerade am größten ist. Wenn es beispielsweise darum geht, dass das Mädchen nicht mehr mit dem Fahrrad zur Schule fahren kann, die Eltern es aber aus organisatorischen Gründen nicht mehr hinkriegen, weil sie selber arbeiten müssen, dann ist eine Notsituation da.
Es geht um Freizeitbeschäftigung, es geht um Schulmaterial. Es geht also auch um etwas, was man sich vielleicht gar nicht vorstellen kann, was sonst einfach da ist, wie ein Schulranzen, ein Federmäppchen, Stifte, ein Laptop.
Es sind ganz viele verschiedene Sachen, die die Flut einfach mitgerissen hat. Die gilt es jetzt wieder zu besorgen, damit Kinder und Jugendliche weiterhin am Leben teilhaben können.
DOMRADIO.DE: Und dazu gehört auch mal ein bisschen Ablenkung, ein bisschen Spaß. Da gibt es am kommenden Samstag im Umweltzentrum "Friesheimer Busch" bei Erftstadt ein besonderes Angebot. Da ist ein Nachmittag für Familien geplant, die von der Hochwasserkatastrophe betroffen sind, richtig?
Könen: Ja. Diesen Nachmittag für Familien aus Erftstadt nach der Flut organisieren wir zusammen mit dem Umweltzentrum. Gefördert wird es von der "Aktion Neue Nachbarn" des Erzbistums Köln. Darüber sind wir sehr dankbar.
Ich freue mich an dem Nachmittag zum Beispiel auf die "Clowns ohne Grenzen". Das ist ein Verein, der weltweit aktiv ist. Da engagieren sich Menschen, die mit ihrer Clownerei anderen eine Freude machen wollen. Die "Clowns ohne Grenzen" haben angerufen und gesagt, dass sie gerne etwas für die Flutopfer tun wollen. Die sind sogar schon ab Dienstag aktiv und besuchen Freizeiteinrichtungen, wo Kinder und Jugendliche sind, die Hilfe brauchen. Die sind am Samstag dann auch mit dabei.
Ich freue mich weiter auf ein FamilienCafé. Wir werden Stockbrot über dem Feuer backen, so wie man es aus aus einem Ferienlager kennt. Es wird eine Hüfburg geben. Es wird kulinarische Angebote geben.
Wir freuen uns besonders auf Familien, die aus den Flutgebieten aus Erftstadt kommen, denen wir einfach am Nachmittag ein paar schöne Stunden schenken können, die vielleicht auch Abstand gewinnen möchten und einfach mal für kurze Zeit aus dieser Katastrophe rauskommen.
Das Interview führte Hilde Regeniter.