Mit Blick auf Annegret Kramp-Karrenbauer (CDU) und Andrea Nahles (SPD) schreibt der Ordensmann in einem Beitrag für das Portal katholisch.de an diesem Dienstag: "In wenigen Monaten sind jetzt zwei recht fähige Parteivorsitzende verloren gegangen, weil in den Parteien der lange Atem zu fehlen scheint, mit dem man auch einmal eine Eintrübung überstehen kann. Das wirkt etwas fiebrig."
Verschiedenheit könne auch Freude machen
Als Mönch und Abtpräses der Benediktinerkongregation von St. Ottilien mit mehr als 1.000 Ordensmännern weltweit wisse er, dass eine Klostergemeinschaft genau wie eine Partei "keine homogene Mannschaft" sei: "An der Verschiedenheit der Brüder kann man oft Freude haben, aber nicht immer." Und wenn Klöster kleiner würden, werde die Aufgabe eher schwerer: "Und so scheint das in der Partei auch zu sein. Helfen wollen dann die Profilschärfer, die wissen wo es langgeht."
Allerdings, so der Ordensmann weiter, werde "angesichts der fragmentierten Wählergunst" auch die "Fähigkeit zum Aufspannen des großen Zeltes wieder gebraucht" werden - innerhalb und außerhalb der Parteigrenzen. Denn ohne Koalitionspartner werde in Deutschland auf absehbare Zeit niemand regieren können: "Bei aller Freude am Profil wird man sich deshalb doch wünschen müssen, dass es wieder Kanzlerkandidaten und Parteivorsitzende gibt, die Anschlusspunkte finden können. Dabei ist es hilfreich, wenn man Profil und Konturen etwas vage hält und eher Einendes als Trennendes betont."
Bedford-Strohm: Nicht nur Abgebrühte und Machthungrige
Am Montag hatte sich auch der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Heinrich Bedford-Strohm, kritisch zur politischen Kultur geäußert. "Wer kann in der jetzt normal gewordenen Erregungskultur eigentlich noch bestehen?", schrieb er auf Facebook mit Verweis auf Kramp-Karrenbauer und Nahles: "Ich möchte nicht, dass nur noch die Abgebrühten und Machthungrigen politische Spitzenverantwortung tragen."
Es müsse gefragt werden, was man tun könne, "damit eine Kultur der Achtung und des Respekts und die Suche nach den an ethischen Grundsätzen orientierten besten Lösungen für die Herausforderungen heute in unserer politischen Kultur wieder gestärkt wird", so der EKD-Chef weiter.