DOMRADIO.DE: Kochen Sie auch sonst gerne in Ihrer Freizeit oder war das jetzt tatsächlich Neuland?
Pirmin Spiegel (Hauptgeschäftsführer Misereor): Ich koche gerne, aber eher gemeinsam, so wie das auch gestern war. Und momentan bevorzuge ich, wenn möglich, die Lokale oder die Restaurants im Stadtviertel, in dem ich wohne, da einzukaufen, Essen zu kaufen, um eine Unterstützung zu leisten.
DOMRADIO.DE: Wie war das denn für Sie, plötzlich live vor den Augen von Zuschauern, die sich zugeschaltet haben, mit einem Profikoch Gemüse zu schnippeln, in Suppen zu rühren, zu würzen, zu kochen?
Spiegel: Der erste Moment der Begegnung war ein sehr sympathischer Moment. Das war eine gute Grundlage, weil neben einem Starkoch oder einem Sternekoch habe ich noch nie gestanden. Wir haben vereinbart, dass wir gemeinsam Essen zubereiten werden und noch versuchen, dieses Essen zu verbinden mit Themen, die mir sehr, sehr wichtig sind; gerade diese Fastenaktion.
Im Nachhinein kann ich sagen, das war ein neues Erlebnis für mich und hat recht gut geklappt.
DOMRADIO.DE: Eine Kombination aus Unterhaltung und Kochen. Worum ging es? Worüber haben Sie gesprochen?
Spiegel: Wir haben als Thema in der diesjährigen Fastenaktion das Leitwort "Es geht! Anders." am Beispielland Bolivien durchbuchstabiert. Björn Freitag, Yvonne Willicks, die Moderatorin, und ich, haben dann über Nachhaltigkeit gesprochen. Was geht anders? Was sollte anders gehen? Was muss anders gehen? Was heißt Nachhaltigkeit? Was heißt Fairness? Was heißt Transparenz im Kontext der Lebensmittelindustrie, im Kontext des Kochens?
Ich habe da Björn Freitag als einen Experten kennengelernt, der schon sehr lange in dieser Thematik drinnen und unterwegs ist.
DOMRADIO.DE: Mit welchen Fragen haben sich die virtuellen Teilnehmer bei dieser Aktion eingebracht?
Spiegel: Die virtuellen Teilnehmer wollten erstens wissen, was Fasten heute konkret heißen kann angesichts von Corona, angesichts des fast einjährigen Lockdown. Wie geht da überhaupt Fasten? Wie ist das zu verbinden? Dann hatten sie Fragen zu Quinoa, wie dieses Produkt zubereitet wird, wo es angebaut wird, wie es angebaut wird, was fair gehandeltes Quinoa bedeuten kann.
Und dann waren sehr viele Fragen da, warum wir das Thema "Es geht! Anders." zur diesjährigen Fastenaktion gewählt haben.
DOMRADIO.DE: Warum haben Sie das so gemacht?
Spiegel: Wir hatten uns schon zu Beginn der Corona-Pandemie - also im Jahr 2020 - Gedanken gemacht, wie wir ein Thema wählen könnten, das sowohl den Partnern in Bolivien als auch Misereor als auch der Causa, für die wir da unterwegs sind, stimmig ist. Angesichts der Brände in den Regenwäldern Amazoniens und des Vordringens eines bestimmten Entwicklungsmodells von Landwirtschaft haben wir gesagt, dass es doch anders gehen müsste, als diese Art zu unterstützen.
Gleichzeitig wussten wir, dass die Agrarverhandlungen im Europaparlament zu Beginn dieses Jahres 2021 sein werden und haben dann gesagt, dass wir über die Projektarbeit, die wir von Misereor mit unseren Partnern unternehmen, zeigen, dass es bereits jetzt anders geht. Es ist also nicht nur eine Zukunftsvision, sondern diese Vision hat bereits heute Hände und Füße.
DOMRADIO.DE: Was hat Starkoch Björn Freitag Ihnen nachher gesagt?
Spiegel: Er hat sich sehr gefreut und Sie können sich vorstellen, dass ich ihn gefragt habe, ob es möglich ist, so weiter zusammen zu arbeiten, weil er in Fragen der Nachhaltigkeit, in Fragen der Transparenz, in Fragen fair gehandelter Lebensmittel schon länger unterwegs ist, Predigten in verschiedenen Kirchen bereits darüber gehalten hat.
Und er hat zugesagt, weil er an diesem Thema dranbleiben will. Und er sieht da Misereor als eine Organisation, als ein kirchliches Werk, das sehr viel mittun kann in der Öffentlichkeit zu Bildungsarbeit, um diesem Thema Nachdruck zu verleihen.
DOMRADIO.DE: Und an dieser Fasten-Kochaktion können auch die noch teilnehmen, die am Sonntag keine Zeit hatten. Da gibt es ja noch nachträglich eine Möglichkeit.
Spiegel: Wir haben diese gut 90 Minuten sowohl auf Facebook als auch auf YouTube gestellt und wir sind sehr froh, wenn es weiter genutzt wird, weil die bisherigen Reaktionen und Antworten von Teilnehmerinnen und Teilnehmern, die wir bekommen haben, ziemlich neugierig machen, da nochmal reinzuschauen und sich die Rezepte anzuschauen und das Gespräch, wie wir da unterwegs waren.
Das Gespräch führte Carsten Döpp.