KNA: "Um Himmels Willen" ist längst ein ARD-Erfolgshit. Was hat Sie bewogen, einzusteigen?
Barbara Wussow (Schauspielerin): Die guten Bücher und die Freude, mit diesem Team drehen zu können. Nina Hoger als Mutter Oberin ist grandios, Janina Hartwig als Schwester Hanna ein Schatz. Und erstmals drehte ich auch mit Fritz Wepper alias Bürgermeister Wolfgang Wöller. Wir kannten einander nur, weil meine Eltern, Ida Krottendorf und Klausjürgen Wussow, einst einige "Derrick"-Folgen gedreht haben und mich als Teenie schon mal zum Set mitnahmen. Die Serie ist einfach gut gemacht. Die Schwestern haben unglaublich stimmige Charaktere, und immer wieder menschelt es.
KNA: Hatten Sie vorher schon mal reingeguckt in die Serie?
Wussow: Natürlich. Ich habe jetzt nicht jede Folge gesehen, aber ich wusste, worum es geht. Es macht Spaß, den Schauspielern zuzusehen, weil es mal was anderes ist als ständig Action und Krimi.
KNA: Die von ihnen dargestellte "Jenny Winter" ist eine attraktive Immobilienmaklerin, doch sie scheint es faustdick hinter den Ohren zu haben. Können Sie die Dame ein wenig charakterisieren?
Wussow: Das ist eine Geschäftsfrau, die ihre Weiblichkeit einzusetzen weiß. Sie geht nicht wirklich über Leichen, aber hat doch ihren gewissen Plan und dafür zieht sie alle ihre Register.
KNA: Natürlich geht es wieder einmal um das Klostergebäude, das Bürgermeister Wöller mit Hilfe der Maklerin zurückhaben möchte, um es zu einem Luxus-Bunker umzubauen. Was erwartet die Zuschauer?
Wussow (schaut vielsagend): Vielleicht erwartet sie ja ein Luxus-Bunker ...
KNA: Haben Sie eine Erklärung für das Erfolgsgeheimnis von "Um Himmels Willen" und seinen Schwestern, noch dazu in einer Zeit, in der die Institution Kirche so ihre Probleme hat?
Wussow: Es gibt ja nicht nur Probleme. Manches wird auch hochgespielt. Dabei gibt es durchaus super Priester, tolle Nonnen, unglaubliche Patres und Klöster, die Gutes tun. Überhaupt sind da die vielen Christen auf der Welt, die in Ordnung sind, den Menschen helfen und Mitgefühl haben. Man darf nicht alle über einen Kamm scheren. Ich war selber lange in einer Wiener Klosterschule und dort sehr glücklich. Mein Sohn ging, meine Tochter geht noch dorthin.
KNA: Gehen Sie gerne in Kirchen?
Wussow: In München liebe ich die Theatinerkirche, gehe aber häufig zum Grab von Pater Rupert Mayer in die Bürgersaalkirche. Es tut so gut, sich einfach hinzusetzen und dann leer zu werden im Kopf und voll in der Seele. Vielleicht ist es ja gerade der Erfolg von "Um Himmels Willen", weil die Menschen doch das Gute und Richtige in Nonnen und Priestern sehen wollen. Es gibt mehr gute als schwarze Schafe in Gottes Bodenpersonal.
KNA: Jürgen Werner, einer der Autoren der Serie, sagte einmal: "Ich hätte gerne so eine Schwester Hanna in meiner Nähe", also jemand der einem zuhört und bei einem Problem hilft. Konnten Sie als einstige Klosterschülerin solch positive Erlebnisse machen?
Wussow: Die Schwestern vom armen Kinde Jesu waren ein ursprünglich in Holland gegründeter Orden. Es gibt leider nur noch wenig bis gar keine Schwestern mehr. Als ich dort in die Grundschule kam, gab es 120, als ich Matura machte, waren es noch 13. Jetzt sind dort weltliche Lehrerinnen und Lehrer.
KNA: Haben die Schwestern Sie geprägt?
Wussow: Sie haben Nächstenliebe nicht nur gepredigt, sondern vorgelebt. Ich missioniere nicht, aber ich sage sehr wohl in Talkshows oder wenn mich jemand fragt: Ich bin ein gläubiger Christ, römisch-katholisch, und stehe dazu, gerade in diesen Zeiten, die ein bisschen schwieriger sind.
KNA: Bei Ihrem ersten Auftritt in Folge 3 tragen Sie ein kleines Kreuz. Von der Regie gewollt oder Ihr eigener Stil?
Wussow (zeigt ihre Halskette): Dieses Kreuz trage ich immer, weil es das letzte Geschenk meiner Mutter war, bevor sie starb. Sie hat es mir zu meinem 38. Geburtstag geschenkt und gesagt, ich soll es täglich tragen, es wird mich beschützen. Für die Rolle der Immobilienmaklerin überlegte ich mir, dass diese das Kloster haben will. Wie der Wolf, der Kreide frisst, um an die Geißlein zu kommen, hängt sie sich eben ein Kreuz um. Für einen guten Eindruck bei der Oberin kann das nicht schaden. Diese Frau arbeitet mit allen Mitteln, beim Wöller mit den weiblichen, bei der Oberin mit anderen.
Das Interview führte Barbara Just.