Er beklagte die zunehmende Zahl der Opfer, zerstörte Häuser und Kirchen. Das Kirchenoberhaupt erneuerte seinen "herzlichen Appell" an die Anführer der Konfliktparteien, "so bald wie möglich einzugreifen", um das Blutvergießen Unschuldiger zu stoppen. Der Streit könne nicht gewaltsam gelöst werden, sondern nur "durch aufrichtige Verhandlungen, mit Hilfe der internationalen Gemeinschaft". Bereits Anfang Oktober hatte Franziskus alle Beteiligten zur Besonnenheit gemahnt und auf die Einhaltung eines auf Vermittlung Moskaus geschlossenen Waffenstillstandsabkommens gedrängt.
Der armenisch-aserbaidschanische Streit um den Besitz Berg-Karabachs existiert seit Jahrzehnten. Die Kämpfe um die Region waren Ende September wieder aufgeflammt; beide Länder geben sich gegenseitig die Schuld. Armenien hat ein Verteidigungsbündnis mit Russland; die Türkei ist ein Verbündeter Aserbaidschans. Mehrere Anläufe für eine Waffenruhe scheiterten bislang. Am Wochenende wurden neue Angriffe auf Dörfer und Städte gemeldet. Die Konfliktparteien machten sich gegenseitig dafür verantwortlich.
Franziskus: Heilige sind Vorbild
Die Seligpreisungen, die in der Liturgie zum Hochfest Allerheiligen einen festen Platz haben, seien "der Weg zur Heiligkeit“, betonte der Papst ebenfalls am Hochfest Allerheiligen. Besonders hob Franziskus die dritte dieser Anrufungen hervor: Selig die Sanftmütigen. "Sanftmütig sind diejenigen, die es verstehen, sich selbst zu beherrschen, die dem anderen Platz lassen, die ihm zuhören und ihn in seiner Lebensweise, seinen Bedürfnissen und Anliegen respektieren“, so der Papst. Wer diese Seligpreisung lebe, wolle niemanden "überwältigen oder herabsetzen“ noch seine "eigenen Ideen und Interessen zum Schaden anderer durchsetzen.“
Im Augenblick stehen nach Ansicht von Franziskus die Zeichen der Zeit nicht gerade auf Sanftmut. In der Welt wie im Alltag der Einzelnen gebe es "so viel Aggression", oft genug sei "das erste, was aus uns herauskommt, Aggression, Verteidigung. Wir brauchen Sanftmut, um den Weg der Heiligkeit zu gehen. Zuhören, respektieren, nicht angreifen: Sanftmut."
Heiligkeit und Seligkeit
Was Heilige und Selige vorlebten, indem sie diese und alle anderen Seligpreisungen verwirklichten, sei modellhaft und stehe oft quer zu den Interessen der Welt, hob Franziskus hervor: "Eine Entscheidung für Reinheit, Sanftmut und Barmherzigkeit zu treffen; sich in geistlicher Armut und in Bedrängnis dem Herrn anzuvertrauen; für Gerechtigkeit und Frieden einzutreten, das bedeutet, sich gegen die Hauptströmung der Mentalität dieser Welt zu stellen, gegen die Kultur des Besitzes, des Vergnügens ohne Sinn, der Arroganz gegenüber den Schwächsten.“
Genau diesen Weg des Evangeliums seien die Heiligen und Seligen gegangen, so der Papst. Allerheiligen erinnere gläubige Menschen "an die persönliche und allgemeine Berufung zur Heiligkeit und schlägt uns sichere Modelle für diesen Weg vor“, den jeder und jede Heilige auf einzigartige und unwiederholbare Weise beschreite. Franziskus selbst hat vor zwei Jahren mit "Gaudete et Exsultate“ ein Lehrschreiben "über den Ruf zur Heiligkeit in der Welt von heute“ vorgelegt.
Papst würdigt Gründer der Kolumbusritter
Den in den USA seliggesprochenen Gründer der Kolumbusritter, Michael McGivney (1852-1890), würdigte Papst Franziskus als Glaubensvorbild. Der Priester irischer Abstammung habe sich sehr für die Weitergabe des Evangeliums und Bedürftige eingesetzt. McGivney war am Samstag im Erzbistum Hartford (Connecticut) seliggesprochen worden. Franziskus hatte den Weg dafür im Mai freigemacht, als er ein Wunder auf Fürsprache des Geistlichen anerkannte.
McGivney hatte die Kolumbusritter 1882 für männliche katholische Laien gegründet. Heute ist die Vereinigung mit weltweit rund zwei Millionen Mitgliedern eine der größten Laienorganisationen der katholischen Kirche. Zu ihren Prinzipien zählen Wohltätigkeit, Brüderlichkeit, Einigkeit und Patriotismus.