Kardinal Woelki zur Missbrauchsaufarbeitung im Erzbistum Köln

"Es wurden Akten vernichtet"

Der Kölner Erzbischof Rainer Maria Kardinal Woelki hat eingeräumt, dass im Erzbistum Köln Fehler bei der Aufarbeitung von Missbrauchsfällen gemacht wurden: "Es sind Akten nicht richtig geführt worden, es sind Akten vernichtet worden."

Kardinal Woelki und Weihbischof Schwaderlapp / © Ottersbach (DR)
Kardinal Woelki und Weihbischof Schwaderlapp / © Ottersbach ( DR )

Am heutigen Freitag will die Synodalversammlung des Synodalen Weges in Frankfurt unter anderem eine Geschäftsordnung verabschieden und über die Zusammensetzung von vier Foren beraten. Sie sollen die Vorarbeit leisten zu den zentralen Themen des Synodalen Wegs: Sexualmoral, priesterliche Lebensform, Macht und Gewaltenteilung sowie die Rolle von Frauen in der Kirche.

DOMRADIO.DE dokumentiert hier im Wortlaut den Redebeitrag des Kölner Erzbischofs, Rainer Maria Kardinal Woelki. Er sprach vor der Versammlung über den Umgang mit sexuellem Missbrauch im Erzbistum Köln:

"Ich bin dankbar, dass wir uns mit dieser Thematik gleich zu Beginn unserer Versammlung auseinandersetzen. Ich muss wirklich sagen, dass das gut ist und dass ich immer noch davon betroffen bin, dass diese Verbrechen auch in unserer Kirche Platz hatten und geschehen konnten. Und vor allen Dingen auch mit Blick auf den Anspruch, den wir als Christinnen und Christen vom Evangelium her vertreten. Und das ist in der Tat so, dass hier eine rückhaltlose Aufarbeitung zu geschehen hat und dass wir alles dafür tun müssen, dass sich so etwas auch vor allen Dingen generell in dem gesamten gesellschaftlichen Bereich nicht wiederholen darf und ereignen darf und erst recht nicht bei uns in der Kirche.

Ich möchte aber dennoch auch ein wenig dem Eindruck entgegenwirken, als wäre jetzt seit zehn Jahren gar nichts geschehen. Ich kann jetzt nur sagen, dass ich keinen Deutschen Bischof und dass ich kein Generalvikariat kenne bei uns, die nicht an einer Aufarbeitung interessiert sind und die nicht alles dafür tun, dass das geschieht.

Wir haben bei uns in Köln in den vergangenen Jahren über hunderttausend Hauptberufliche und Ehrenamtliche präventiv geschult und fortgebildet. Es gibt niemanden, der bei uns in der Jugendarbeit oder in sonstigen Bereichen tätig ist, der nicht geschult wurde. Da herrscht eine hohe Sensibilität. Wir haben einen Betroffenenbeirat. Wir versuchen, uns die Dinge zeigen zu lassen von den Betroffenen. Der Rat ist eingerichtet bei uns, der arbeitet bei uns. Er hat sich selbst eine Satzung gegeben. Wir haben eine Interventionsstelle, die jedem Verdacht nachgeht, oft schmerzlich auch für die, die dann auf einmal beschuldigt werden und die dann in der Öffentlichkeit unter Umständen desavouiert dastehen. Wir gehen das ein, um der Offenheit willen. Wir haben eine enge Zusammenarbeit mit der Staatsanwaltschaft.

Wir haben das lernen müssen. Wir haben Fehler gemacht, auch in unserer Diözese. Es sind Akten nicht richtig geführt worden, es sind Akten vernichtet worden. Wir arbeiten das auf. Wir haben das an eine unabhängige Kommission, an eine Rechtsanwaltskanzlei gegeben. Wir erwarten im März den Bericht dazu. Dort werden auch Verantwortliche benannt werden. Ich weiß nichts, kann nicht sagen, wo wir da stehen und welchen Inhalt und welche Ergebnisse das geben wird. Das ist mir wichtig zu sagen. Seit zehn Jahren sind wir an diesem Thema dran, aber es ist nicht so, dass hier nichts geschehen ist."

Die von der Deutschen Bischofskonferenz und dem Zentralkomitee der deutschen Katholiken (ZdK) angestoßene Initiative soll unter anderem nach dem Missbrauchsskandal verloren gegangenes Vertrauen wiedergewinnen. Sie ist in dieser Form in der katholischen Kirche bislang einmalig. Die erste Synodalversammlung dauert noch bis Samstag.


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