Unter Moderation des Essener Sozialdezernenten Peter Renzel sollen in dem Gremium neben Vertretern der Tafel auch die örtlichen Wohlfahrtsverbände und Migrantenvereine sitzen, wie der Dachverband der Tafeln nach der Sitzung an diesem Dienstag mitteilte. Der Runde Tisch werde sich in den kommenden zwei Wochen konstituieren.
"Die Beteiligten der heutigen Gespräche waren sich einig, dass im Fokus der Essener Tafel ganz besonders Alleinerziehende, Familien mit minderjährigen Kindern und Seniorinnen und Senioren stehen", erklärte der bundesweite Dachverband weiter. Der Runde Tisch solle Lösungsansätze erarbeiten, "damit die Essener Tafel ihre Zielgruppen bestmöglich erreicht". An dem Treffen nahmen Vertreter der Essener Tafel, des Landes- sowie Bundesverbandes der Tafeln und der Stadt Essen teil.
Empörte Reaktionen
Die Entscheidung der Essener Tafel, vorerst keine Ausländer mehr als neue Kunden aufzunehmen, hatte Ende vergangener Woche empörte Reaktionen ausgelöst. Auch Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) kritisierte den Schritt in einem Interview mit "RTL Aktuell". In der Nacht zum Sonntag wurden das Gebäude und Fahrzeuge der Tafel mit Parolen wie "Nazis" und "Fuck Nazis" beschmiert.
Der Essener Vereinsvorstand begründete den vorübergehenden Aufnahmestopp damit, dass der Anteil der Migranten unter den 6.000 Menschen, die regelmäßig Lebensmittel erhalten, auf 75 Prozent gestiegen sei. Ältere Menschen und Alleinerziehende würden auf diese Weise schleichend verdrängt.
Armutskonferenz sieht Alarmsignal
Währenddessen sieht die Nationale Armutskonferenz in dem befristeten Aufnahmestopp für Ausländer bei der Essener Tafel ein Alarmsignal. Das Problem sei, dass es zu viele Menschen gebe, "deren Existenzminimum nicht zum Leben reicht", sagte Sprecherin Barbara Eschen am Dienstag in Berlin. "Die Tafeln dürfen nicht länger Ausputzer der Nation sein", fügte die Direktorin der Diakonie Berlin-Brandenburg hinzu: "Die staatlichen Transferleistungen für Menschen, die von Armut betroffen sind, müssen deren Existenz zuverlässig sichern."
Hilfen bräuchten "Wohnungslose, in Altersarmut Lebende, prekär Beschäftigte, Alleinerziehende, Erwerbslose und Geflüchtete, - viel zu viele für die knappen sozialen Angebote", sagte Eschen. Die Diakonie-Direktorin forderte die Politik zum schnellen Handeln auf: "Es kann nicht länger sein, dass der Regelsatz das Auskommen nicht sichert und Ehrenamtliche einspringen sollen, die das an die Belastungsgrenze bringt."
Die Nationale Armutskonferenz fordere unter anderem eine ausreichende Grundsicherung und regelmäßige, angemessene Anpassung der Kosten der Unterkunft. Die Armutskonferenz ist ein 1991 gegründeter Zusammenschluss aus Verbänden der Freien Wohlfahrtspflege, dem Deutschen Gewerkschaftsbund und deutschlandweit tätigen Fachverbänden und Betroffeneninitiativen.