Evangelische Kirche bereitet sich auf Verteidigungsfall vor

"Handlungsfähig bleiben"

Bei Corona seien die Kirchen "zunächst hilflos" gewesen. Dies darf laut dem evangelischen Militärbischof nicht noch einmal passieren. Daher bereitet sich angesichts des Ukraine-Kriegs auch die Militärseelsorge vor.

Feldgottesdienst für Soldaten / © Jens Schulze (epd)
Feldgottesdienst für Soldaten / © Jens Schulze ( epd )

Die evangelische Kirche arbeitet an einem Notfallkonzept für einen möglichen Verteidigungsfall: Das sagte der evangelische Militärbischof Bernhard Felmberg dem "Tagesspiegel" (Donnerstag). Es wäre "fahrlässig, wenn wir in einem hoffentlich niemals eintretenden Verteidigungsfall nicht handlungsfähig wären". Man müsse beispielsweise wissen, wer welche Aufgaben übernehme.

Der evangelische Militärbischof Bernhard Felmberg am 18.04.2024 auf dem Truppenübungsplatz Munster / © Jens Schulze (epd)
Der evangelische Militärbischof Bernhard Felmberg am 18.04.2024 auf dem Truppenübungsplatz Munster / © Jens Schulze ( epd )

Felmberg erinnerte an die Corona-Pandemie, während der die Kirchen "zunächst hilflos" gewesen seien. "Die Diakonie war teilweise darauf angewiesen, dass Bundeswehrsoldaten in ihren Einrichtungen unterstützen: So etwas darf und soll uns nicht noch einmal passieren."

Aufgabe für "Kirchen als Ganzes"

Daher gehe es nun um eine Neuaufstellung, erklärte der Bischof. "Als Militärseelsorge müssen wir uns vom Verteidigungsministerium fragen lassen, ob wir im Fall des Falles in der Lage sind, uns gleichzeitig an der Nato-Ostflanke um Verletzte zu kümmern, ob wir auf den Rücktransporten gegenwärtig sind, ob wir in der Lage sind, im schlimmsten Fall auch Todesnachrichten an Familien zu überbringen, ob wir Bestattungen durchführen können. Aber wenn man sich die Militärseelsorge mit ihren 104 evangelischen Militärgeistlichen anschaut, muss man da 'Nein' sagen."

Solch eine Aufgabe könnten "die Kirchen nur als Ganzes" schultern, betonte Felmberg. Derzeit gibt es neben den 104 evangelischen etwa 80 katholische Militärseelsorger sowie zehn Rabbiner. Über einen "weiteren Aufwuchs" sei er mit dem Bundesverteidigungsministerium im Gespräch, hatte der Geistliche kürzlich der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) gesagt.

Wunsch nach Frieden eint alle

Vorgesehen sei neben ökumenischer Zusammenarbeit auch, Gemeinden und die Notfallseelsorge einzubeziehen. Den Auftrag dafür gab es laut Felmberg im Frühjahr von den Kirchenkonferenz der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) - mit Zustimmung sämtlicher Landeskirchen.

In Skandinavien oder im Baltikum seien die Kirchen in dieser Frage "schon viel weiter", fügte er gegenüber dem "Tagesspiegel" hinzu. Und: "Ich erlebe nicht, dass die einen für und die anderen gegen den Frieden wären - auch die Bundeswehrangehörigen und wir Militärgeistlichen sind Freunde des Friedens."

Militärseelsorge

Nach dem Soldatengesetz hat jeder Soldat und jede Soldatin Anspruch auf Seelsorge und ungestörte Religionsausübung.

Bislang leisten in der Bundeswehr die evangelische und die katholische Kirche sowie die jüdische Gemeinschaft eine vertraglich vereinbarte Militärseelsorge für die Soldaten und deren Angehörige.

Soldaten der Bundeswehr / © Daniel Reinhardt (dpa)
Soldaten der Bundeswehr / © Daniel Reinhardt ( dpa )
Quelle:
KNA