DOMRADIO.DE: Auf der Internetseite oeko.ekir.de sammeln Sie Ideen zum Energiesparen. Da äußern sich ja normale Gemeindemitglieder und keine Energieexperten. Was ist die Idee dahinter?
Jens Peter Iven (Pressesprecher der Evangelischen Kirche im Rheinland / Ekir): Wir tun zweierlei. Einmal haben wir unsere Experten, die die Gemeinden mit Sachkompetenz unterstützen und Anleitungen geben, wie man sparen kann, wie man Räume sinnvoll beheizen kann.
Zudem fördern wir hier den Austausch der Praktiker aus den Gemeinden. Es kann ja sein, dass beispielsweise eine Gemeinde in Saarbrücken Erfahrungen mit Infrarot-Heizungen gemacht hat und eine Gemeinde in Wesel darüber nachgedacht hat. Dann können die Saarbrücker den Weselern einfach helfen und sagen, welche Erfahrungen sie gemacht haben, wie das geht, was man beachten muss und was die Rahmenbedingungen sind.
So kann man in Austausch kommen. Man kann auch auf Ideen gebracht werden, die man vorher vielleicht gar nicht gehabt hätte.
DOMRADIO.DE: In dem Forum findet man unter anderem die fast schon ketzerische Frage, ob denn Kirchengebäude überhaupt beheizt werden müssen oder ob nicht ein Grund-Heizlevel ausreicht, damit es in der Kirche nicht einfriert. Wie finden Sie das?
Iven: Es gibt ein paar Rahmenbedingungen, die man bedenken muss. Das eine ist der Erhalt der Bausubstanz. Da kann man nicht unter eine bestimmte Temperatur gehen. Frostfrei muss die Bude sein.
Aber viel wesentlicher ist, dass die Orgeln sehr empfindliche Instrumente in unseren Kirchen sind. Die brauchen ein gewisses Maß an Luftfeuchtigkeit und eine gewisse Temperatur. Da drunter geht es dann leider nicht.
Aber wie man dahin kommt und was vielleicht sinnvoll ist, das werden wir über diese Info-Börse mit den Leuten noch mal austauschen und ihnen auch schreiben.
Aber man kann ja auch sagen, dass wir unsere Kirche im Winter nur bis zu dem Level heizen, dass Orgel und Bau keinen Schaden nehmen und machen stattdessen eine "Winter-Kirche" im Gemeindehaus. Das ist dann eine kleinere Fläche mit nicht so hohen Decken und hat entsprechend keine so hohe Heizleistung. Alles ist möglich.
DOMRADIO.DE: Ein Heizkissen wäre auch noch eine Idee.
Iven: Die Idee mit dem Heizkissen ist gar nicht so verkehrt. Statt eine ganze Kirche über die Raumluft zu beheizen, kann man nur dort heizen, wo die Menschen auch tatsächlich für den Gottesdienst sitzen. Das ist eine überschaubare Zeit und eine überschaubare Menge an Menschen.
Ferner kann man unter den Bänken Infrarot-Heizungen installieren oder Akku-betriebene Heizkissen, die man mit Ökostrom wieder aufladen kann, verwenden. Dann ist es muckelig warm. Man kennt das aus dem Auto mit der Sitzheizung. Sie wärmt auch nur da, wo man sie braucht und nicht den ganzen Raum.
DOMRADIO.DE: Sie bieten aber auch praktische Hilfe an, zum Beispiel eine Online-Veranstaltung zum richtigen Heizen. Was steckt dahinter?
Iven: Viele Menschen beschäftigen sich natürlich mit dem Thema. Aber Kirchenbauten haben ein paar Spezialitäten, die man bedenken muss. Es gibt verschiedene Heizungsformen
Ich bin selber kein Heizungsfachmann. Aber ich weiß, dass es die Boden-Umluft-Heizungen sowie die Decken-Umluft-Heizungen gibt. Da gibt es verschiedene Aspekte, die beachtet werden müssen. Da eine Infoveranstaltung anzubieten, ist sicher ganz sinnvoll.
DOMRADIO.DE: Warum sollten eigentlich die Kirchen die Frage nach dem richtigen Heizen stellen? Wäre das nicht eher was für die Großindustrie?
Iven: Das erinnert mich ein bisschen an den Spruch: "Da stehen Zehntausende und sagen alleine 'Ich kann doch nichts machen'".
Wenn alle etwas tun, dann bewegt sich auch was. Ich lasse doch beim Zähneputzen zu Hause am Waschbecken auch nicht dauernd das Wasser laufen während ich mir die Zähne schrubbe, sondern drehe den Hahn zu und spare somit Wasser.
Wir sollten doch ordentlich mit den Ressourcen, die uns die Erde gibt, umgehen. Das ist das, was wir unter Bewahrung der Schöpfung verstehen. Da sollten wir unseren Beitrag dazu leisten, diesen Planeten nicht noch weiter auszubeuten und auch die richtigen Mittel und Wege finden.
Wir haben da eine lange Geschichte. Es gibt in unserer Kirche im Rheinland Kirchenkreise, die seit 30 Jahren auf nahezu allen Kirchengebäuden Photovoltaikanlagen haben. Die waren da auch schon Vorreiter.
Ich denke, es ist gut, wenn wir unseren kleinen Beitrag leisten können, um die Schöpfung zu bewahren. Angesichts der steigenden Strom- und Gaspreise ist es auch eine Frage, was sich Gemeinden leisten können. Wir wollen doch in die Arbeit für Menschen investieren und nicht in unnötige Heizkosten.
Das Interview führte Renardo Schlegelmilch.