DOMRADIO.DE: Wie und wann haben Sie von dem Brand erfahren?
Pfarrer Dirk Nising (Evangelische Verbundkirchengemeinge Jagsthausen-Olnhausen und Widdern-Unterkessach): Gestern Abend um 22:00 Uhr saßen wir im Garten und hörten Sirenen, aber konnten noch nicht zuordnen, wo es herkommt. Nachts beziehungsweise am Morgen brachte der SWR Gewissheit. Die katholische Kirche ist komplett abgebrannt. Das war ein richtiger Schock.
DOMRADIO.DE: Waren Sie schon an der Brandstelle und haben sich das Ausmaß der Schäden angeschaut?
Nising: Ich war gestern da gewesen. Vorher hatte ich noch selbst Gottesdienst gehabt und bin hingefahren, traf einzelne Gemeindeglieder, auch von der Feuerwehr. Vor wenigen Tagen war ich selbst dort in der Kirche gewesen. Das Ganze in Schutt und Asche liegen zu sehen, kann man sich gar nicht vorstellen.
DOMRADIO.DE: Die Ursache ist noch gar nicht geklärt, oder?
Nising: Soweit ich weiß, noch nicht. Die Ermittlungen polizeilicher Art laufen.
DOMRADIO.DE: Haben Sie mit Ihrem katholischen Kollegen und Gemeindemitgliedern schon persönlich gesprochen?
Nising: Vereinzelt ja. Wir trafen uns gestern. Zwei Menschen traf ich, mit denen ich regelmäßig bei Projekten zu tun habe. Ansonsten habe ich mit meinem katholischen Kollegen Kontakt aufgenommen. Wir haben uns verständigt, dass wir uns für Gottesdienste terminlich abstimmen, die dann bei uns in der Laurentiuskirchen in Widdern stattfinden.
DOMRADIO.DE: Sie bieten den Katholiken in Widdern an, zu ihnen zu kommen. Wie kann man sich das vorstellen? Sie teilen sich den Gottesraum und wechseln sich ab?
Nising: Ja, man kann sich das so vorstellen. Am Samstagabend zum Beispiel haben bisher Gottesdienste der katholischen Gemeinde in Widdern stattgefunden. Die werden zu uns in die Räumlichkeiten verlegt.
DOMRADIO.DE: Was haben die evangelischen Gemeindemitglieder dazu gesagt?
Nising: Bis jetzt habe ich nicht mit so vielen gesprochen. Ich habe versucht, mit unserem Kirchengemeinderat über unsere gemeinsame Gruppe, mit der man über das Handy kommuniziert, zu sprechen. Da habe ich auf jeden Fall Zustimmung erfahren und Verständnis, zumal wir die Situation umgekehrt kannten.
Sprich: Wir waren auch schon einmal zu Gast in den katholischen Räumen und sind das bei unseren Trauerfeiern immer gewesen und untergekommen, wenn Trauerfeiern in der Kirche in Widdern stattgefunden haben.
DOMRADIO.DE: Das Angebot, das sie haben, gilt ab sofort?
Nising: Das gilt ab sofort. Wir stimmen uns gerade ab.
DOMRADIO.DE: Wie lange werden Sie zusammenrücken müssen, bis die St. Josefs-Kirche in Widdern wieder einen eigenen Ort für Gottesdienste hat? Das ist wahrscheinlich noch nicht absehbar, so kurz nach dem Unglück.
Nising: Nein, wir können es noch nicht absehen. Aber meine Güte, es geht um diese Zeit jetzt. Dann schauen wir einfach mal, was weiter passiert. Wir haben keinen Druck.
Das Interview führte Dagmar Peters.