Evangelische Kirche feiert größtes Posaunenfest der Welt

"Das macht sehr viel Mut"

1.600 Blaskapellen und über 15.000 Musiker versammeln sich gerade in Hamburg zum Evangelischen Posaunentag.
Ein Erlebnis nicht nur zum Hören, sondern auch zum Spüren. Weshalb spielt Posaunenmusik für Protestanten so eine große Rolle?

Beginn des 3. Deutschen Evangelischen Posaunentags / © Markus Scholz (dpa)
Beginn des 3. Deutschen Evangelischen Posaunentags / © Markus Scholz ( dpa )

DOMRADIO.DE: Warum haben die Posaunen eine so herausragende Stellung in der evangelischen Kirchenmusik?

Lennart Rübke (Leiter der Öffentlichkeitsarbeit des 3. Deutschen Evangelischen Posaunentag): Die Posaunenchöre haben eine lange Tradition in der evangelischen Kirche. Vor gut 175 Jahren, als der Missionsgedanke stärker wurde, brauchte man ein Instrumentarium, das überall funktioniert und beweglich ist. 

Das hat den Einzug gegeben für die Posaunenchöre und die Blechbläser-Ensembles in den evangelischen Kirchen. Diese Tradition hat sich bewahrt und ist heute noch sehr lebendig. 

Lennart Rübke

"Vorher ist es schwer sich vorzustellen, wie ein Platz aussieht, wenn 15.000 Leute da sind."

DOMRADIO.DE: Der Posaunentag hat am Freitag in Hamburg begonnen. Wer musiziert dort mit wem und wo? 

Rübke: Wir waren am Freitag auf der Moorweide. Das ist direkt in der Stadt am Bahnhof Dammtor. Am Freitag haben unsere 15.000 Bläserinnen und Bläser, die als Teilnehmende angemeldet sind, musiziert. Das war ein tolles Erlebnis. 

Posaunentags der Nordkirche 2018 / © Frank Molter (dpa)
Posaunentags der Nordkirche 2018 / © Frank Molter ( dpa )

Vorher ist es schwer sich vorzustellen, wie ein Platz aussieht, wenn 15.000 Leute da sind. Die Moorweide war aber gut gefüllt und das war eine tolle Stimmung. Es hat auch alles gut funktioniert. 

DOMRADIO.DE: Hat das Wetter auch mitgemacht? 

Rübke: Das Wetter war hervorragend. Auch am Samstagmorgen stand ich im Stadtpark in Hamburg bei Sonnenschein und leichtem Wind. Alles wunderbar. 

Lennart Rübke

"Wir wollen den Tag aber auch nutzen, um in einer Stadt wie Hamburg sichtbar und hörbar zu sein."

DOMRADIO.DE: Worum geht es beim Posaunentag über das Musizieren hinaus? Was ist das Ziel der Veranstaltung? 

Rübke: "Familientreffen" ist nicht der richtige Begriff. Aber dieses Zusammenkommen der Posaunenchöre ist sehr bewegend und etwas Gutes. Wir wollen den Tag aber auch nutzen, um in einer Stadt wie Hamburg sichtbar und hörbar zu sein. Das ist mit dem Abschlussgottesdienst mit 15.000 Bläsern gut machbar. 

Außerdem haben wir zum Beispiel im Format "Hamburg klingt" sieben Themenveranstaltungen, bei denen besondere Orte Hamburgs das inhaltliche Thema vorgeben. Zusätzlich dazu sind 125 Platzkonzerte von Posaunenchören geplant, die in der ganzen Stadt verteilt sind. Damit wollen wir uns sichtbar und hörbar machen, aber auch inhaltliche Themen aufgreifen, die aus unserer Sicht zeitlich relevant sind. 

Lennart Rübke

"Wenn man das sieht und hört, macht das sehr viel Mut, dass auch die Zukunft nicht ganz so schlimm aussieht, wie vielleicht einige denken."

DOMRADIO.DE: Viele Musikvereine haben Nachwuchsprobleme. Wie sieht es bei den jungen evangelischen Blechbläsern und Bläserinnen aus? Gibt es genug Nachwuchs? 

Rübke: Ich glaube, Nachwuchssorgen haben alle, die mit Jugendarbeit zu tun haben. Was aber sehr viel Mut macht, ist zum Beispiel die Serenade an der Jan-Fedder-Promenade, die am Samstagabend stattfindet. Viele Posaunenwerke haben einen Landesjugendposaunenchor.

Die werden mit 430 jungen Menschen ein gemeinsames großes Ensemble bilden und von dem Museumsschiff Cap San Diego spielen. Wenn man das sieht und hört, macht das sehr viel Mut, dass auch die Zukunft nicht ganz so schlimm aussieht, wie vielleicht einige denken. 

Lennart Rübke

"Bereits auf einer Parkfläche ist das sehr bewegend und ergreifend, weil man das nicht nur hört, sondern auch rein physisch spürt."

DOMRADIO.DE: Am Sonntag um 12 Uhr ist der große Abschlussgottesdienst mit Bischöfin Kerstin Fehrs im Hamburger Stadtpark. Dann werden 15.000 Musiker gleichzeitig in ihr Instrument blasen. Wie gewaltig muss man sich den Sound vorstellen?

Rübke: Sehr gewaltig. Bereits auf einer Parkfläche ist das sehr bewegend und ergreifend, weil man das nicht nur hört, sondern auch rein physisch spürt. Aber man muss keine Angst haben, dass wir irgendwas kaputt machen. 

Das Interview führte Elena Hong.

Evangelische Nordkirche

Die Evangelisch-Lutherische Kirche in Norddeutschland (Nordkirche) ist der Zusammenschluss der früheren Nord-Elbischen Kirche, der Landeskirche Mecklenburgs und der Pommerschen Kirche. Sie wurde am Pfingstsonntag 2012 gegründet und ist damit die bundesweit jüngste Landeskirche. Ihr Gebiet umfasst Hamburg, Schleswig-Holstein, Mecklenburg-Vorpommern und Teile Brandenburgs.

Lübecker Marienkirche  (shutterstock)
Quelle:
DR