"Legale Wege, Asyl zu beantragen, gibt es praktisch nicht mehr", sagte der Leiter der EKD-Kammer "Migration und Integration", der rheinische Präses Manfred Rekowski, im Interview des Bonner "General-Anzeiger".
Noch gefährlichere Fluchten
"Nächstenliebe kennt keine Grenzen", betonte der Präses. "Abschottung und Ausgrenzung sind weder aus humanitärer noch aus menschenrechtlicher Sicht eine Lösung." Dies führe allenfalls dazu, dass sich Fluchtrouten verlagern, die Flucht für Betroffene noch teurer und gefährlicher wird und mehr Menschen zu Tode kommen. Alle Erfahrung zeige, dass Flüchtlinge ohne Perspektive sich nicht aufhalten ließen.
Kritik an CSU-Position
Rekowski wies die CSU-Position zurück, jährlich nicht mehr als 200.000 Flüchtlinge in Deutschland aufzunehmen. "Vermeintlich einfache Lösungen wie eine Obergrenze sind populistisch und lösen das Problem nicht." Gefragt seien differenzierte Ansätze. Notwendig seien ein gerechtes Verteilsystem für Flüchtlinge innerhalb Europas und Hilfen für Menschen, die in Nachbarstaaten geflohen sind.
Rekowski wies darauf hin, dass die meisten der 40 Millionen Flüchtlinge gar nicht nach Europa kämen. Neun von zehn Flüchtlingen wohnten in Entwicklungsländern. Der EKD-Migrationsexperte plädierte dafür, Fluchtalternativen etwa durch Umsiedlungen oder humanitäre Aufnahmeprogramme, flexiblere Visa-Richtlinien und Möglichkeiten der Familienzusammenführung zu schaffen. Und es bleibe der politische Dauerauftrag, Fluchtursachen zu bekämpfen, so Rekowski.
Marshallplan mit Afrika
Der Präses bekundete Sympathie für einen Marshallplan mit Afrika, wie ihn Entwicklungsminister Gerd Müller (CSU) vorgelegt hat. Der Begriff deute an, dass sich die Entwicklungsprozesse nicht so nebenbei erledigen ließen. "Es geht um eine richtige Kraftanstrengung des Engagements der Europäer in Afrika", so Rekowski. Das schließe ein, mehr Gerechtigkeit in den Wirtschaftsbeziehungen mit dem Kontinent umzusetzen. "Gegenwärtig profitieren wir von der Armut Afrikas."