"Es ist eine ganz explosive Situation", sagte die in Thessaloniki beheimatete Theologin dem Evangelischen Pressedienst (epd). Bis zu 8.000 Menschen warteten derzeit in dem für gerade einmal 2.000 Menschen ausgelegten Camp im Grenzort Idomeni auf Weiterreise nach Zentraleuropa. Weil nur "tröpfchenweise" Menschen durchgelassen würden, sei die Stimmung vor Ort angespannt.
Zerstörung und Tränengas
Vakalis bestätigte Berichte, wonach Flüchtlinge in Idomeni am Montag versuchten, den Grenzzaun nach Mazedonien zu zerstören, woraufhin von mazedonischer Seite Tränengas eingesetzt wurde. "Wir wissen nicht, ob es Leute geschafft haben, durchzukommen", sagte Vakalis.
Mazedonien als erstes Land auf der Balkanroute hatte kürzlich seine Grenzen abgeriegelt und lässt nur noch wenige Flüchtlinge passieren. Vakalis, die sich vor Ort für eine Hilfsorganisation engagiert, sagte, am Sonntag seien rund 50 Menschen, am Tag zuvor 150 Flüchtlinge durchgelassen worden. Es wollten aber alle weiter.
"Niemand von ihnen will in Griechenland bleiben, weil sie hier für sich keine Zukunft sehen", sagte die Theologin. Aus Protest haben Flüchtlinge nach ihren Angaben die Essenausgabe im Flüchtlingscamp von Idomeni zerstört. Vakalis' Organisation und weitere stellen ihren Worten zufolge täglich 4.000 warme Essen bereit. "Ich weiß nicht, ob heute überhaupt etwas davon angekommen ist", sagte sie.
Kirchliche "Task Force" gefordert
Die Ruheständlerin, die jahrelang im Auftrag der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) Pfarrerin der Auslandsgemeinde in Thessaloniki war, forderte mehr Hilfe aus Deutschland. "Die kirchlichen Institutionen in Deutschland müssen eine Task Force einrichten, um die Flüchtlingshilfe für Griechenland zu bündeln", sagte sie. Es gebe viele Initiativen, aber bislang keine Koordination. "Da können keine Großprojekte entstehen", sagte Vakalis. Es gehe nicht nur um die Versorgung der Flüchtlinge. "Was total fehlt, ist Rechtsberatung, psychologische Beratung und soziale Rückenstärkung", sagte sie.
Vakalis verwies zudem auf die bislang fehlende Unterstützung für besonders schutzbedürftige Flüchtlinge in Griechenland. Weit mehr als 50 Prozent der Flüchtlinge seien inzwischen Familien mit Kindern. Sie führt das auch auf die in Deutschland beschlossene Aussetzung des Familiennachzugs zurück, die sich unter den Flüchtlingen herumgesprochen habe. "Es bringt Frauen und Kinder in den Herkunftsstaaten und der Türkei dazu, sich auch in die Boote zu setzen", sagte sie.