Exkommunizierter chinesischer Bischof wirkt bei Weihe mit

Gefriert das Tauwetter wieder?

Der vom Vatikan exkommunizierte chinesische Bischof Lei Shiyin hat an der Ordination eines neuen Bischofs teilgenommen. Beobachter reagierten irritiert, da zuletzt über Annäherungen zwischen dem Vatikan und der chinesischen Staatskirche berichtet worden war.

Blick auf Hongkong / © Jerome Favre (dpa)
Blick auf Hongkong / © Jerome Favre ( dpa )

Lei soll laut Channel News Asia aktiv an der feierlichen Einsetzung des neuen Bischofs, Tang Yuange, mitgewirkt haben, etwa durch Handauflegen. Exkommunizierten Bischöfen ist die Teilnahme an liturgischen Handlungen untersagt. Tang selbst war im Mai 2014 von Peking zum Bischofskandidaten bestimmt und ein Jahr später auch vom Vatikan anerkannt worden.

Chinas Staatskirche, die "Patriotische Vereinigung", wird vom kommunistischen Regime in Peking kontrolliert; sie erkennt den Papst als Oberhaupt der katholischen Kirche nicht an und will selbst über die Ernennung von Bischöfen und Priestern bestimmen. Dieses eigenmächtige Vorgehen hat in der Vergangenheit immer wieder zu Streit geführt. Lei war 2011 ohne Zustimmung des Vatikan von der chinesischen Staatskirche zum Bischof geweiht worden. Der Papst hatte ihn daraufhin exkommuniziert. Zur aktuellen Anwesenheit von Lei in Chengdu zitiert die "South China Morning Post" eine anonyme Quelle: "Es gibt kein Mitglied der Kirche, das ihn hier sehen will, und wir haben viel getan, um seine Anwesenheit zu verhindern."

Fortschritte erzielt

Erst vor wenigen Monaten hatten beide Seiten eine Annäherung versucht. Die Gespräche dauern nach wie vor an; zuletzt hieß es, bei der kritischen Frage der Bischofsweihen seien Fortschritte erzielt worden. Umso überraschender ist der aktuelle Vorfall, den Beobachter als ungünstiges Zeichen für den Dialog werten. "Der Vorfall wird ein Abkommen deutlich erschweren", sagt Religionswissenschaftlerin Meixiu Wang. "Wenn Lei da war, bedeutet das, dass die Regierung nach wie vor die Oberhand hat", meint auch Rachel Zhu, Professorin an der Fudan Universität. Weniger kritisch verlief die zeitgleiche Berufung von Wang Xiaoxun zum Koadjutor in Ankang in der Provinz Shaanxi, der mit päpstlichem Segen dem dortigen erkrankten Bischof Ronghua Ye an die Seite gestellt wird.

In China leben schätzungsweise 13 Millionen Katholiken; viele von ihnen lehnen die "Patriotische Vereinigung" ab und gehören der romtreuen "Untergrundkirche" an. Sie sieht sich immer wieder Repressalien von Peking ausgesetzt. Um eine weitere Spaltung zu verhindern, hat der Papst in den vergangenen Jahren einen Großteil der von Chinas Staatskirche vorgenommenen Bischofsweihen nachträglich gebilligt.


Quelle:
KNA