"Das gebietet die soziale Verantwortung und ist eine Versinnbildlichung der christlichen Barmherzigkeit", sagte er in Haltern. Mit den Grabeskirchen habe die katholische Kirche einen ganz neuen Blick auf die Bestattungskultur gelenkt und den Horizont erweitert, lobte der frühere Leiter des Museums für Sepulkralkultur in Kassel.
Sörries erinnerte daran, dass die erste katholische Grabeskirche 2006 in Aachen in der Kirche Sankt Josef entstand. Inzwischen gebe es mehr als 34 Urnenkirchen in Deutschland, vor allem in Nordrhein-Westfalen und Niedersachsen. "Die Idee, in einer Kirche bestatten zu können, ist eingeschlagen wie eine Bombe", sagte der Experte bei einem Erfahrungstreffen der katholischen Träger von Grabeskirchen und Kolumbarien.
Gegen den Eindruck einer sterbenden Kirche
Der Theologe wies darauf hin, dass Kolumbarien eine Feuerbestattung voraussetzen. "Das ist etwas, was die katholische Kirche bis 1961 abgelehnt hat und bis heute nur als zweitbeste Möglichkeit der Bestattung ansieht", so Sörries. Die Feuerbestattung sei aber zu einer solchen Normalität geworden, dass sie nicht mehr mit einem antikirchlichen Bekenntnis verbunden werde.
Der Bestattungs-Experte rief die Träger der Kolumbarien auf, ihre Räume ausdrücklich als christliche Begräbnisstätten und den "Willen zur Erinnerung an die Toten" hochzuhalten. So könne es in der Grabeskirche etwa Aufbahrungsräume, Verabschiedungsgottesdienste, regelmäßiges Totengedenken, Beerdigungskaffees und Trauerbegleitung geben.
Sörries warnte aber auch vor Risiken. "Für einige Beobachter vermitteln Urnenkirchen auch den Eindruck einer sterbenden Kirche." Das sei einer der gewichtigsten theologischen Einwände.