Expertin warnt vor Ausgrenzung wegen sexueller Identität

"Netz, das Halt gibt"

Kirchliche Einrichtungen sollten sich einer Expertin zufolge zusammenschließen, damit Menschen nicht wegen ihrer sexuellen Identität ausgegrenzt werden. Sie hat vor allem Transpersonen im Blick. Lob gibt es für Papst Franziskus.

Symbolbild Homosexuelles Paar / © chayanuphol (shutterstock)
Symbolbild Homosexuelles Paar / © chayanuphol ( shutterstock )

"Kirche sollte ein Netz sein, das Halt gibt", sagte Ursula Wollasch, Ansprechperson für transidente Menschen in der Diözese Rottenburg-Stuttgart, im Interview des Portals katholisch.de (Dienstag).

"Das kann dann gelingen, wenn sich die kirchlichen Bildungseinrichtungen, die Einrichtungen der Caritas und der Pastoral zusammenschließen."

Transpersonen nicht im Stich lassen

Sie stelle immer wieder fest, dass es kirchliche Einrichtungen gebe, die sich auf "Regenbogenfamilien" spezialisiert hätten. Hinzu kämen Schulen, in denen sich eine Religionslehrerin mit ihren Schülern diesem Thema widme, so Wollasch.

Die Kirche dürfe Transmenschen nicht im Stich lassen, so wie es in den 1990er Jahren mit Homosexuellen vielerorts geschehen sei. Dass eine ganze Zielgruppe aus der kirchlichen Arbeit ausgeblendet werde, dürfe sich nicht wiederholen.

Neue Überlegungen nötig

Über ihre Gespräche und Erfahrungen wolle sie ein Buch schreiben, kündigte Wollasch an. "Das Ziel ist es, Empfehlungen für kirchliche Einrichtungen aufzuschreiben, wie sie ihr kirchliches Profil in Hinblick auf transidente Menschen schärfen können."

Es sei ein schwieriges Thema, "denn laut Kirchenrecht, Katechismus und Soziallehre der Kirche sind die Gläubigen dazu verpflichtet, ihr natürliches biologisches Geschlecht als gegeben anzuerkennen und nicht zu verändern". Dringend nötig seien neue Überlegungen.

Lob für den Papst

"Mich freut es, dass Papst Franziskus immer wieder zu verstehen gibt, dass in der Kirche auch für diese Menschen Platz ist", betonte Wollasch. "Ich finde, die Kirche sollte nicht zu viel definieren, was der Mensch ist, um dann zu entscheiden, wem sie sich zuwendet und wem nicht."

Viele transidente Menschen wünschten sich nur eines, nämlich in der katholischen Kirche angenommen zu sein.

2022 mehr Angriffe gegen queere Menschen

Queere Menschen in Deutschland sind offenbar auch sechs Jahre nach Einführung der Ehe für alle von Gewalt bedroht. 2022 habe es einen Anstieg auf 1.400 solcher Straftaten gegeben, kritisierte die Menschenrechtsbeauftragte der Bundesregierung, Luise Amtsberg, am Mittwoch. "Die Dunkelziffer ist deutlich höher - täglich werden queere Menschen beleidigt, ausgegrenzt und bedroht", erklärte die Grünen-Politikerin anlässlich des Internationalen Tags gegen Homo-, Bi-, Inter- und Transfeindlichkeit.

Im ostafrikanischen Kenia droht Homosexuellen eine Höchststrafe von 14 Jahren Gefängnis / © DisobeyArt (shutterstock)
Im ostafrikanischen Kenia droht Homosexuellen eine Höchststrafe von 14 Jahren Gefängnis / © DisobeyArt ( shutterstock )
Quelle:
KNA