"Kirche sollte ein Netz sein, das Halt gibt", sagte Ursula Wollasch, Ansprechperson für transidente Menschen in der Diözese Rottenburg-Stuttgart, im Interview des Portals katholisch.de (Dienstag).
"Das kann dann gelingen, wenn sich die kirchlichen Bildungseinrichtungen, die Einrichtungen der Caritas und der Pastoral zusammenschließen."
Transpersonen nicht im Stich lassen
Sie stelle immer wieder fest, dass es kirchliche Einrichtungen gebe, die sich auf "Regenbogenfamilien" spezialisiert hätten. Hinzu kämen Schulen, in denen sich eine Religionslehrerin mit ihren Schülern diesem Thema widme, so Wollasch.
Die Kirche dürfe Transmenschen nicht im Stich lassen, so wie es in den 1990er Jahren mit Homosexuellen vielerorts geschehen sei. Dass eine ganze Zielgruppe aus der kirchlichen Arbeit ausgeblendet werde, dürfe sich nicht wiederholen.
Neue Überlegungen nötig
Über ihre Gespräche und Erfahrungen wolle sie ein Buch schreiben, kündigte Wollasch an. "Das Ziel ist es, Empfehlungen für kirchliche Einrichtungen aufzuschreiben, wie sie ihr kirchliches Profil in Hinblick auf transidente Menschen schärfen können."
Es sei ein schwieriges Thema, "denn laut Kirchenrecht, Katechismus und Soziallehre der Kirche sind die Gläubigen dazu verpflichtet, ihr natürliches biologisches Geschlecht als gegeben anzuerkennen und nicht zu verändern". Dringend nötig seien neue Überlegungen.
Lob für den Papst
"Mich freut es, dass Papst Franziskus immer wieder zu verstehen gibt, dass in der Kirche auch für diese Menschen Platz ist", betonte Wollasch. "Ich finde, die Kirche sollte nicht zu viel definieren, was der Mensch ist, um dann zu entscheiden, wem sie sich zuwendet und wem nicht."
Viele transidente Menschen wünschten sich nur eines, nämlich in der katholischen Kirche angenommen zu sein.