In Jerusalem sind am Mittwoch fünf Personen festgenommen worden, die Christen und kirchliche Gebäude in der Jerusalemer Altstadt angespuckt haben sollen. Bei den Verdächtigen handelt es sich nach Angaben der israelischen Polizei um vier Erwachsene und einen Minderjährigen. Die Übergriffe auf Christen durch radikale strengreligiöse Juden haben nach Kirchenangaben zuletzt stark zugenommen.
In Jerusalem soll demnach eine Sonderermittlungsgruppe eingerichtet werden, die sich "mit dem Phänomen des Spuckens und der Zurschaustellung von Hass gegen Christen in der Altstadt" befassen soll. Ferner habe das Verteidigungsministerium eine Ausweitung von offenen und verdeckten Ermittlungen in der Sache sowie die Verhängung von Verwaltungsstrafen empfohlen.
Viele Fälle werden nicht gemeldet
Der Jerusalemer Bezirkskommandant Doron Turgeman erklärte, man werde "keine Hassbekundungen gegenüber irgendjemandem, weder Juden, Muslimen noch Christen, in der Altstadt und anderswo in Jerusalem dulden". Die Demonstration von Hass gegenüber Christen stelle ein "ernstes Problem in Bezug auf Bildung, Weltanschauung und Respekt gegenüber anderen" dar und schädige das seit vielen Jahren existierende einzigartige Lebensgefüge.
Als Herausforderung bezeichnete er, dass die überwiegende Mehrheit der Fälle nicht gemeldet werde. Entsprechend müssten die 2.000 Überwachungskameras und weitere zur Verfügung stehende Mittel in die Identifizierung und Behandlung der Fälle integriert werden.
Videos in sozialen Medien zeigen Spuck-Attacken
Am Dienstag hatten unter anderen Israels Ministerpräsident Benjamin Netanjahu und der aschkenasische Oberrabbiner des Landes, David Lau, die Zwischenfälle verurteilt. Zuvor waren in Sozialen Netzwerken Videos verbreitet worden, die strengreligiöse Juden dabei zeigten, wie sie in der Jerusalemer Altstadt Christen und christliche Gebäude anspucken. Die Aufnahmen stammen demnach von Sonntag und Montag, als Zehntausende Juden zur Feier des jüdischen Laubhüttenfests (Sukkot) in die Altstadt kamen.
Der radikale israelische Siedleraktivist Elischa Jered, der unter Verdacht steht, einen palästinensischen Jugendlichen getötet zu haben, hatte das Bespucken von Christen auf X (früher Twitter) als "einen alten jüdischen Brauch" gerechtfertigt.
Online-Datenzentrum dokumentiert Übergriffe
Kirchenführer beklagen seit langem die anhaltenden Übergriffe auf Christen durch radikale religiöse Juden, die seit Amtsantritt der rechts-nationalen Regierung deutlich zugenommen hätten. Zuletzt hatte der Lateinische Patriarch von Jerusalem, Kardinal Pierbattista Pizzaballa, vor Medien erklärt, solche Übergriffe seien Teil eines größeren Problems, "in der moderate Stimmen nicht gehört und die verschiedenen Extremismen der einzige Weg der Beziehungen werden".
Ein Mitte Juni von Freiwilligen und Kirchenführern eingerichtetes Online-Datenzentrum für Betroffene verzeichnete zwischen dem 16. Juni und dem 24. September 42 gemeldete Übergriffe. Seit Jahresbeginn seien 80 Übergriffe bekannt, die Dunkelziffer liege jedoch vermutlich deutlich höher.