"Wir spüren eine wachsende Bedrohung durch die Vertreibung von Christen aus dem Heiligen Land", heißt es in einem gemeinsamen Appell von 17 christlichen Organisationen in Jerusalem von Montagabend. Darin mahnen sie Kirchenführer und Gläubige zu Einheit und Zusammenarbeit und fordern von internationalen Kräften mehr Einsatz für den Schutz der Religionsfreiheit im Heiligen Land.
Die Unterzeichner, darunter die Päpstliche Mission, sehen in den sich häufenden Angriffen auf christliche Stätten und Gläubige ein wiederkehrendes Muster, das zu der Annahme verleite, "dass es eine bewusste israelische Politik gibt, die darauf abzielt, unsere historische Existenz, Institutionen, Rituale und spirituellen Symbole ins Visier zu nehmen".
Geringere Ahndung gegenüber nichtjüdischer Religionsausübung
Israel übe zunehmend Druck auf die freie Religionsausübung aus, etwa durch restriktive Maßnahmen gegen nichtjüdische religiöse Feiern sowie zögerliches Ahnden von Übergriffen auf christliches und islamisches Eigentum. Israel bezwecke eine Umgestaltung der Stadt und ihrer Identität, indem es die nichtjüdische einheimische Bevölkerung ausgrenze und deren Rechte missachte, unter anderem durch die Übernahme nichtjüdischer Stadtviertel.
Die Antwort der Kirchen und ihrer Gläubigen müsse "von Einheit, Widerstandskraft, Standhaftigkeit und Glauben geprägt sein", so die unterzeichnenden Organisationen. Auch die "palästinensischen und arabischen Brüder mit unterschiedlichem Hintergrund" werden aufgerufen, am Schutz der kulturellen Wahrzeichen Ostjerusalems sowie der Religionsfreiheit mitzuwirken.
Pflicht Christen zu schützen
Gezielt wendet sich der Appell an den armenisch-apostolischen Patriarchen Nurhan Manougian, der wegen eines Immobiliengeschäfts in der Kritik steht, das zu dramatischen Veränderungen im armenischen Altstadtviertel führen könnte. "Der Verlust eines Teils des armenischen Viertels mit seiner jahrhundertealten Geschichte könnte ein Alarmsignal für die gesamte christliche Präsenz in der Stadt sein", so der Appell, der eine Annullierung des Geschäfts fordert.
Neben einem Einsatz der internationalen Gemeinschaft und Kirchen für die christliche Präsenz im Heiligen Land forderten die Unterzeichner die israelischen Behörden auf, ihrer Pflicht als Besatzungsmacht nachzukommen und Christen zu schützen. "Wir sind ein fester Bestandteil des kulturellen Gewebes Jerusalems und fest entschlossen, in unserem Land verwurzelt zu bleiben", so die Unterzeichner.