Organisationen in Jerusalem fordern mehr Schutz für Christen

Wachsende Bedrohung

Christen in Jerusalem sind nach Aussage mehrerer christlicher Organisationen zunehmend unter Druck. Sie fordern nun von internationalen Kräften mehr Einsatz für den Schutz der Religionsfreiheit im Heiligen Land.

Christlich-orthodoxe Gläubige mit Kreuzen in Jerusalem. / © Ilia Yefimovich (dpa)
Christlich-orthodoxe Gläubige mit Kreuzen in Jerusalem. / © Ilia Yefimovich ( dpa )

"Wir spüren eine wachsende Bedrohung durch die Vertreibung von Christen aus dem Heiligen Land", heißt es in einem gemeinsamen Appell von 17 christlichen Organisationen in Jerusalem von Montagabend. Darin mahnen sie Kirchenführer und Gläubige zu Einheit und Zusammenarbeit und fordern von internationalen Kräften mehr Einsatz für den Schutz der Religionsfreiheit im Heiligen Land.

Die Unterzeichner, darunter die Päpstliche Mission, sehen in den sich häufenden Angriffen auf christliche Stätten und Gläubige ein wiederkehrendes Muster, das zu der Annahme verleite, "dass es eine bewusste israelische Politik gibt, die darauf abzielt, unsere historische Existenz, Institutionen, Rituale und spirituellen Symbole ins Visier zu nehmen".

Geringere Ahndung gegenüber nichtjüdischer Religionsausübung

Israel übe zunehmend Druck auf die freie Religionsausübung aus, etwa durch restriktive Maßnahmen gegen nichtjüdische religiöse Feiern sowie zögerliches Ahnden von Übergriffen auf christliches und islamisches Eigentum. Israel bezwecke eine Umgestaltung der Stadt und ihrer Identität, indem es die nichtjüdische einheimische Bevölkerung ausgrenze und deren Rechte missachte, unter anderem durch die Übernahme nichtjüdischer Stadtviertel. 

Blick von der Dachterrasse des Christian Information Centers auf die Altstadt von Jerusalem / © Andrea Krogmann (KNA)
Blick von der Dachterrasse des Christian Information Centers auf die Altstadt von Jerusalem / © Andrea Krogmann ( KNA )

Die Antwort der Kirchen und ihrer Gläubigen müsse "von Einheit, Widerstandskraft, Standhaftigkeit und Glauben geprägt sein", so die unterzeichnenden Organisationen. Auch die "palästinensischen und arabischen Brüder mit unterschiedlichem Hintergrund" werden aufgerufen, am Schutz der kulturellen Wahrzeichen Ostjerusalems sowie der Religionsfreiheit mitzuwirken.

Pflicht Christen zu schützen

Gezielt wendet sich der Appell an den armenisch-apostolischen Patriarchen Nurhan Manougian, der wegen eines Immobiliengeschäfts in der Kritik steht, das zu dramatischen Veränderungen im armenischen Altstadtviertel führen könnte. "Der Verlust eines Teils des armenischen Viertels mit seiner jahrhundertealten Geschichte könnte ein Alarmsignal für die gesamte christliche Präsenz in der Stadt sein", so der Appell, der eine Annullierung des Geschäfts fordert.

Pressekonferenz zu Ergebnissen einer Untersuchung zu Landgeschäften des Patriarchats im Hof des armenischen Patriarchats in Jerusalem. / © Andrea Krogmann (KNA)
Pressekonferenz zu Ergebnissen einer Untersuchung zu Landgeschäften des Patriarchats im Hof des armenischen Patriarchats in Jerusalem. / © Andrea Krogmann ( KNA )

Neben einem Einsatz der internationalen Gemeinschaft und Kirchen für die christliche Präsenz im Heiligen Land forderten die Unterzeichner die israelischen Behörden auf, ihrer Pflicht als Besatzungsmacht nachzukommen und Christen zu schützen. "Wir sind ein fester Bestandteil des kulturellen Gewebes Jerusalems und fest entschlossen, in unserem Land verwurzelt zu bleiben", so die Unterzeichner.

Übergriffe gegen Christen "fast normales Phänomen" in Israel

Zwar habe es auch in der Vergangenheit immer wieder Aggressionen gegen Christen von jüdischer Seite gegeben, sagte der künftige Kardinal und Lateinische Patriarch in Jerusalem Pierbattista Pizzaballa im Interview der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung". "Neu ist die Häufigkeit, mit der sie geschehen – und die Tatsache, dass sie fast schon ein 'normales' Phänomen sind." Neben Beleidigungen würden Christen vor allem bespuckt – auch er selbst sei bereits angespuckt worden, gab der Patriarch an. Die Gründe dafür sieht der aus Italien stammende Erzbischof hauptsächlich in der Erziehung.

Vatikan-Flagge über Jerusalem zum Papstbesuch 2009 / © Harald Oppitz (KNA)
Vatikan-Flagge über Jerusalem zum Papstbesuch 2009 / © Harald Oppitz ( KNA )
Quelle:
KNA
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