Wer entscheidet, ob Kirchen Regenbogenflaggen hissen?

Fingerspitzengefühl gefragt

Einige katholische Kirchen hissen die Regenbogenflagge als Zeichen der Vielfalt und reagieren damit auf das Nein des Vatikans zu Segnungen von homosexuellen Paaren. Doch wer entscheidet eigentlich, ob so ein Zeichen gesetzt werden darf?

Regenbogenfahne / © Jennifer Stanford (shutterstock)

DOMRADIO.DE: Der Vatikan erteilte ein Nein zu Segnungen homosexueller Partnerschaften. Diese Entscheidung sorgte in Deutschland für eine Welle der Empörung. Einige katholische Kirchen setzen mit einer Regenbogenflagge an ihren Mauern ein Zeichen der Vielfalt. Doch wer hat das Hoheitsrecht über die Kirche? Wer darf entscheiden, ob eine Regenbogenflagge aufgehängt wird oder nicht?

Antonius Hamers (Leiter des katholischen Büros in Düsseldorf): Im Kirchenrecht ist vorgesehen, dass jeweils für eine Kirche Kleriker zuständig sind, darüber zu entscheiden, dass in diesen Kirchen und an den Kirchen nur das geschieht, was mit der Würde des Ortes vereinbar ist. Bei der Domkirche ist das das Domkapitel, bei der Pfarrkirche ist das der Pfarrer und bei anderen Kirchen sind das die sogenannten Kirchenrektoren.

DOMRADIO.DE: Wie viel Mitspracherecht haben dabei Pfarrgemeinderat und Kirchenvorstand?

Hamers: Der Kirchenvorstand ist das vermögensrechtliche Vertretungsorgan der Kirche. Das heißt in allen vermögensrechtlichen Fragen spielt der Kirchenvorstand eine große Rolle. Der Pfarrgemeinderat beschäftigt sich hingegen in erster Linie mit pastoralen Fragen und soll den Pfarrer in seiner pastoralen Arbeit unterstützen. Insofern sind diese beiden Gremien jetzt nicht im eigentlichen Sinne die Hausherren in einer Kirche.

DOMRADIO.DE: Das heißt aber, ob so eine Flagge aufgehängt werden kann oder nicht, hängt wirklich immer von dem Team vor Ort ab?

Hamers: Absolut. Das sollte natürlich abgesprochen werden zwischen den Gremien. Die Gremien sollten auf jeden Fall in eine solche Entscheidung einbezogen werden. Das hielte ich für selbstverständlich. Genauso wie auch bei liturgischen oder anderen Aktionen halte ich es für selbstverständlich, dass der Pfarrer sich mit seinen Gremien berät.

DOMRADIO.DE: Wie viel Fingerspitzengefühl ist da von den Pfarrern gefragt, um Spielräume auszuloten und auch Konflikte zu vermeiden?

Hamers: Wie in allen anderen Fragen ist auch da sehr viel Fingerspitzengefühl von Pfarrern erforderlich, weil sich die Leute selbstverständlich weder das eine noch das andere einfach so vorsetzen lassen wollen. Sie wollen in Entscheidungen einbezogen werden. Da ist, glaube ich, jeder Pfarrer oder jeder, der für eine Kirche zuständig ist, jeder Priester, sehr gut beraten, wie in allen anderen Fragen auch, mit den kompetenten Laien vor Ort diese Frage zu erörtern.

Das Interview führte Dagmar Peters.


Antonius Hamers / © Nicole Cronauge (Katholisches Büro NRW)
Quelle:
DR
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