Wie sich Franziskus religiöse PR vorstellt

Flott, fromm und teils unkonventionell

Papst Franziskus hat auch in Sachen Medien eigene Vorstellungen. Über die päpstliche Ernennung des jungen Priesters Don Luigi Maria Epicoco für den vatikanischen Kommunikationsapparat, rätseln viele.

Autor/in:
Roland Juchem
Gesicht von Papst Franziskus auf einem Tablet / © Harald Oppitz (KNA)
Gesicht von Papst Franziskus auf einem Tablet / © Harald Oppitz ( KNA )

Einen erneuten Beweis für seine eigene, mitunter eigenwillige Kommunikationsstrategie lieferte Papst Franziskus in der vergangenen Woche. Er holte den in Italien bekannten Theologen, Autor, Youtuber und Talkshow-Gast Luigi Maria Epicoco in den vatikanischen Kommunikationsapparat.

Der erst 40-jährige Priester des Bistums L'Aquila erhielt die Posten eines "kirchlichen Assistenten" beim Kommunikations-Dikasterium sowie als Leitartikel-Autor ("Editorialista") bei der Vatikanzeitung "Osservatore Romano".

Neuer Posten

Diese Aufgaben gab es so bisher nicht. Ebenso wenig wurden solcherart Posten bisher als päpstliche Ernennungen bekanntgegeben. Weswegen sogleich das Rätselraten anhob, was der eigensinnige Pontifex damit bezwecken wolle.

Leitartikel des "Osservatore" verfasste bisher weitgehend dessen Direktor Andrea Monda. Ihn hatte Franziskus ebenfalls selbst zur Zeitung geholt, nachdem der frühere Religionslehrer mit Oberstufenschülern die Meditationstexte zur Kreuzwegandacht am Kolosseum am Karfreitag 2018 verfasst hatte.

Mutmaßungen über Aufgaben

Kirchliche oder geistliche Assistenten, wie es sie bei vielen katholischen Verbänden, Organisationen oder Unternehmen gibt, hatte Vatican News respektive Radio Vatikan bisher nicht nötig. In den Redaktionen sind bis heute etliche Priester tätig.

Ist Epicoco daher als Konkurrent oder gar spätere Ablösung von Natascha Govekar gedacht, die in der Behörde von Paolo Ruffini als "Theologisch-pastorale Direktorin" fungiert? Soll er die redaktionelle Linie, verantwortet vom respektierten und kenntnisreichen Vatikan-Experten und Journalisten Andrea Tornielli, um eine pastorale Note erweitern? Alles Mutmaßungen.

Ähnlichkeiten mit Lieblingsinterviewer des Papstes

Geboren wurde Luigi Maria Epicoco am 21. Oktober 1980 in Mesagne in Apulien. Zum Priester geweiht wurde er im Januar 2005 in L'Aquila, der Hauptstadt der Region Abruzzen. Als junger Seelsorger erlebte er dort das verheerende Erdbeben von 2009. Daneben wurde er gefragter Gesprächspartner bei Radio Vatikan und anderen Kirchensendern wie TV2000 und Telepace. Auch die öffentlich-rechtliche RAI wurde auf ihn aufmerksam; auf Youtube finden Beiträge von und mit Epicoco recht guten Zuspruch. In L'Aquila lehrt er zudem Philosophie.

Von seiner Art her erinnert Epicoco durchaus an des Papstes liebsten Interviewer, den Gefängnis-Seelsorger Marco Pozza aus Padua. Von diesem ließ Franziskus sich in den vergangenen Jahren mehrfach befragen: zum Vaterunser, zum Ave Maria, zum Glaubensbekenntnis und zuletzt vor Ostern zu einer Lebenshilfesendung über "Laster und Tugenden" mit Menschen unterschiedlichster Prominenz, Herkunft und Lebenslage.

Mehr aus dieser Richtung

Pozza und Epicoco sind fast gleich alt - oder jung nach vatikanischen Maßstäben. Anders als Pozza, der meist in Jeans und Hemd auftritt, trägt Epicoco fast durchgehend schwarzen Anzug und Priesterkragen. Ihre gemeinsame Art, zugleich flott, fromm und teils unkonventionell über Glauben, Frömmigkeit und Alltagsleben zu reden, dürfte Franziskus gefallen, auch dass es dabei wenig um andernorts viel diskutierte kirchliche Reizthemen geht.

Ein Buch von Epicoco verschenkte der Papst zum Weihnachtsfest 2019 an seine Kurienleiter. Zweifellos wünscht er sich mehr in dieser Richtung auch von seinem eigenen, personell keineswegs kleinen Kommunikationsstab. Dass Franziskus mit diesem indes so unzufrieden ist, wie es nach seinem jüngsten Besuch anlässlich 160 Jahre "Osservatore" und 90 Jahre Radio Vatikan den Anschein hatte, stimmt aber wohl nicht.

Dem Papst sei sein etwas ruppig und uninteressiert wirkendes Verhalten beim Besuch in der Kommunikationsbehörde wohl nicht bewusst gewesen. Kritische Anmerkungen und Warnungen vor Funktionalismus waren eher allgemein gedacht, hieß es später, nachdem Monda und Tornielli zuletzt beim obersten Chef waren.


Papst besucht Radio Vatican / © Osservatore Romano (Vatican News)
Papst besucht Radio Vatican / © Osservatore Romano ( Vatican News )
Quelle:
KNA