"Statt großer Camps in den Erstaufnahmestaaten, wo Menschen teils unter haftähnlichen Bedingungen monatelang ausharren müssen, ist eine rasche Registrierung und Weiterverteilung auf andere EU-Mitgliedstaaten notwendig", schreibt der Hamburger Erzbischof in einem Gastbeitrag für die "Welt" (Mittwoch).
Menschenrechte mit Füßen getreten
Zugleich verurteilte der Erzbischof die Praxis der Pushbacks, dem oft unrechtmäßigen Zurückdrängen von Flüchtlingen nach einem Grenzübertritt. Sie führten in der Regel dazu, dass Menschen etwa die gefährlichen Überfahrten über das Mittelmeer teils mehrfach auf sich nähmen. "Und das bedeutet nicht selten den Tod." Die Menschenrechte von Personen auf der Flucht würden derzeit vielfach "mit Füßen getreten". "Es ist völlig klar: Pushbacks und andere Verletzungen des Völkerrechts müssen aufhören."
Die katholische Kirche steht laut Heße in ihrem Auftrag an der Seite von Schutzsuchenden. "Papst Franziskus hat hierzu vier Verben formuliert: aufnehmen, schützen, fördern, integrieren. Bei den Mitarbeitern der Caritas in Griechenland und der Türkei habe ich gespürt, dass sie nach diesem Grundsatz arbeiten." Heße hatte in seiner Funktion als Flüchtlingsbischof zuletzt Anfang September beide Länder besucht.
Hilfe für die Türkei
Insbesondere die Türkei, die rund vier Millionen Flüchtlinge aus Syrien aufgenommen hat, brauche weiter internationale und europäische Unterstützung. "Die Erwartung, dass alle Syrer in ihr Land zurückkehren werden, ist nicht realistisch", mahnte der Erzbischof. "Daher ist es wichtig, dass in der Türkei gute Rahmenbedingungen für die Integration von Geflüchteten geschaffen werden."