Fluthelfer erhalten Preis für ihr christliches Engagement

"Eine tolle Gemeinschaft"

Kurz nach der Hochwasserkatastrophe 2021 hat der Spendenrat Beyenburg Geld gesammelt, um den Flutopfern schnell zu helfen. Nun sind die ehrenamtlichen Helfer für ihr Engagement ausgezeichnet worden. Das Preisgeld wollen sie spenden.

Aufräumarbeiten nach Überschwemmungen / © Julia Steinbrecht (KNA)
Aufräumarbeiten nach Überschwemmungen / © Julia Steinbrecht ( KNA )

DOMRADIO.DE: In Wuppertal-Beyenburg wurde kurz nach der Flutkatastrophe vor zwei Jahren ein Spendenrat für die Flutopfer gegründet. Zwölf engagierte Christen haben ihre Freizeit geopfert, um sich hier zu engagieren. Am Wochenende wurde dieser Spendenrat für die Fluthilfe mit dem Anton-Roesen-Preis des Erzbistums Köln für herausragende Leistungen katholischer Christinnen und Christen ausgezeichnet. Sie sind Mitglied in diesem Spendenrat. Was bedeutet Ihnen diese Auszeichnung?

Klaus Frische (Mitglied im Spendenrat Wuppertal-Beyenburg): Das war schon ein toller Anlass, in einem tollen Ambiente mit vielen netten Menschen zusammen zu kommen, die wir wieder neu kennengelernt haben. Ich bin nur einer von zehn Anwesenden gewesen, die dort vor Ort sein konnten. Ich gehöre zu einem Kreis, der letztlich noch viel größer war als der, die letztlich in diesem sogenannten Spendenrat mitgewirkt und mitgearbeitet haben.

Eine Kerze auf den Grundmauern eines zerstörten Hauses erinnert an Todesopfer der Flutkatastrophe / © Thomas Frey (dpa)
Eine Kerze auf den Grundmauern eines zerstörten Hauses erinnert an Todesopfer der Flutkatastrophe / © Thomas Frey ( dpa )

DOMRADIO.DE: Als sie sich entschlossen haben, dem Spendenrat beizutreten, wussten Sie da, was auf Sie zukommt? Sie haben ja mit Spenden im Umfang von 50.000 Euro gerechnet und dann war es auf einmal eine Million.

Frische: Nein, überhaupt nicht. Dass sich die Höhe der Spendengelder so positiv für die Geschädigten entwickeln würde, war anfangs überhaupt nicht abzusehen.

Wir haben minimal und laienhaft angefangen, sind in den Tagen nach der Flut mit Klemmbrettern losgezogen und haben die Dinge aufgenommen. Dann haben wir nachher die Aufzeichnungen in Excel-Tabellen übertragen, um strukturiert und nachvollziehbar zu dokumentieren, wo wie viel beschädigt war.

Wir sind durch die Keller, durch die Häuser, durch die Wohnungen gegangen. Es war ein ganz tolles, ein automatisches Zusammenwachsen und Zusammenkommen der Hilfsbereiten in diesem Kreis, direkt neben der Schmutz- und Drecksarbeit der Betroffenen in den Häusern, in den Wohnungen und auf den Straßen. Das, was wir gemacht haben, war mehr theoretisch-strukturelle Arbeit.

Klaus Frische

"Wir sind in den Tagen nach der Flut mit Klemmbrettern losgezogen und haben die Dinge aufgenommen."

DOMRADIO.DE: Haben Sie es ab und zu bereut, sich für den Spendenrat gemeldet zu haben, wegen all der Zeit, die draufgegangen ist?

Frische: Nein, überhaupt nicht und zu keinem Zeitpunkt. Als ein Spendenkonto eingerichtet wurde und das Geld in kleinen, mittleren und großen Beträgen eintraf, musste das ja strukturiert und geordnet abgewickelt werden.

Klaus Frische

"Eine ganz tolle Gemeinschaft ist da gewachsen."

DOMRADIO.DE: Zwölf Leute sind im Spendenrat. Alle machen das ehrenamtlich. Was sind das für Menschen, mit denen Sie sich engagieren?

Frische: Das sind Menschen aus dem dortigen Pfarrgemeinderat, aus dem Kirchenvorstand, evangelische und katholische Christen, die mit der Kommunalpolitik in Verbindung stehen. Aber es gehören auch Damen dazu, die ganz spontan durch tatkräftige Arbeit die vielen Helfer mit Lebensmitteln und Getränken versorgt haben. Eine ganz tolle Gemeinschaft ist da gewachsen.

DOMRADIO.DE: Wie sieht es zwei Jahre nach der Flut aus? Konnte den meisten Betroffenen geholfen werden?

Frische: Das war unser Anspruch. Bei uns galt von Anfang an dieses oft zitierte Motto "schnell und unbürokratisch". Das ist so gewesen. Wir haben dieses Motto aufgenommen und waren nach dem Eintreffen der ersten Spendengelder 14 Tage nach dem Flutereignis in der Lage, ganz gezielt erste Auszahlungen zur allerersten Hilfe, zur Anschaffung von notwendigsten Dingen auszuzahlen. Das ging dann nachher in kleineren und größeren Tranchen an die Geschädigten immer so weiter.

DOMRADIO.DE: 5.000 Euro gibt es als Preisgeld für Sie. Wissen Sie schon, was Sie damit machen?

Frische: Wir sind mit der Nachricht, dass uns dieser Preis zugesprochen werden soll, vor einigen Wochen überrascht worden. Die Summe von 5.000 Euro wollen wir in je 2.000 Euro für die Jugendarbeit in der katholischen und in der evangelischen Gemeinde vor Ort in Beyenburg aufteilen. Die übrigen 1.000 Euro sollen in soziale Bereiche, an die betroffenen Flutopfer fließen.

Das Interview führte Katharina Geiger.

Die Flutkatastrophe im Juli 2021 und ihre Nachwehen

Bei der Flutkatastrophe im Juli 2021 im Westen Deutschlands kommen allein in Rheinland-Pfalz mindestens 136 Menschen ums Leben.  In Nordrhein-Westfalen sterben bei Hochwasser nach extremem Starkregen 49 Menschen; mit 180 Städten und Gemeinden ist fast die Hälfte der Kommunen betroffen. Eine Chronologie der Ereignisse:

11.7.: Der Deutsche Wetterdienst (DWD) warnt am Vormittag vor extremem Starkregen mit bis zu 200 Litern Regen pro Quadratmeter innerhalb von 60 Stunden. Eine genaue Vorhersage, wo die riesigen Mengen niedergehen werden, ist nicht möglich.

Nach der Flutkatastrophe in Nordrhein-Westfalen / © Marius Becker/dpa (dpa)
Nach der Flutkatastrophe in Nordrhein-Westfalen / © Marius Becker/dpa ( dpa )
Quelle:
DR