"Ich habe irritiert Meldungen aus einzelnen Kirchen gelesen, sie hätten alle Personalakten in die Hand genommen", sagte Dreßing am Freitag bei einer Tagung von Fachleuten und Kirchenmitarbeitern in Hannover. "Es mag sein, dass einzelne Landeskirchen alle Personalakten in die Hand genommen haben. Dann aber nur, um zu sehen, ob es darin eine Disziplinarakte gibt." Anwesende Mitarbeiter einzelner Landeskirchen erhoben daraufhin laut Widerspruch.
Dreßing erklärte, er habe nur aus einer Landeskirche eine vollständige Personalaktenanalyse bekommen. Aus den anderen Landeskirchen lägen ihm entsprechende Unterlagen nicht vor.
Ein Teil der Akten zur Verfügung gestellt
Die erste bundesweite Missbrauchsstudie für evangelische Kirche und Diakonie war am Donnerstag in Hannover vorgestellt worden. Neben Dreßing waren zahlreiche weitere Wissenschaftler an der Erstellung beteiligt. In kirchlichen Akten fanden sie Hinweise auf 2.225 Betroffene und 1.259 Beschuldigte in den Jahren 1946 bis 2020. Weil den Forschern nach eigenen Angaben von 19 der 20 deutschen Landeskirchen nur ein Teil der Akten zur Verfügung gestellt wurde, gehen sie von weit höheren tatsächlichen Zahlen aus. Mit Hilfe einer Hochrechnung kommen sie auf fast 10.000 Betroffene.