Es ist eine der schärfsten Trennungen zwischen den Kirchen des Westens und des Ostens: die Diskussion um das "Filioque".
Sie wird seit Karl dem Großen erbittert geführt und hat die beiden Kirchen so deutlich voneinander getrennt, wie sonst nur die Frage nach dem Primat des römischen Papstes.
Konkret geht es um einen Abschnitt des Glaubensbekenntnisses von Nizäa-Konstantinopel. Dort heißt es in der seit dem achten Jahrhundert in lateinischen Kirchen gebeteten Form: "wir glauben" [...] "an den Heiligen Geist, der Herr ist und lebendig macht, der aus dem Vater und dem Sohn (lateinisch: "filioque") hervorgeht" [...].
1700 Jahre Konzil von Nizäa
In dem bis heute in allen Ostkirchen verwandten griechischen Original des Bekenntnisses fehlt indes die Formulierung "und dem Sohn", weil diese einseitig eingefügt wurde. Im kommenden Jahr nun begeht die weltweite Christenheit das 1700-jährige Bestehen des Bekenntnisses von Nizäa. Dass die Diskussion um das "Filioque" dadurch neuen Aufwind bekommt, ist nachvollziehbar.
So trafen sich Ende Mai auch die Mitglieder der Internationalen Dialogkommission des Lutherischen Weltbundes und der orthodoxen Kirchen in Kairo. Auf der Tagesordnung stand dabei auch ein gemeinsames Statement zum "Filioque", das demnächst veröffentlicht wird, berichtet der lutherische Vorsitzende der Delegation, der Magdeburger Regionalbischof und Orthodoxie-Experte Johann Schneider.
Tatsächlich ist diese Diskussion für Lutheraner längst nicht so brisant wie für Orthodoxe. So findet sich im Evangelischen Gesangbuch unter der Nummer 805, unter der dort das Nicaeanum genannte Glaubensbekenntnis abgedruckt ist, bereits heute der Hinweis: "Dem in den Gliedkirchen der Evangelischen Kirche in Deutschland geübten Verfahren gemäß können die Worte "und dem Sohn" bei ökumenischen Gottesdiensten, die gemeinsam mit orthodoxen Christen gefeiert werden, entfallen."
Dieser Hinweis könnte möglicherweise zur generellen Praxis im weltweiten Luthertum werden, sagt Schneider. Künftig werde man wohl mit den Orthodoxen zusammen bekennen, dass der Heilige Geist nicht "aus dem Vater und dem Sohn" hervorgeht, sondern wie im Urtext, dass er "aus dem Vater hervorgeht."
"Das Entscheidende ist: Der Heilige Geist kommt aus dem Vater durch den Sohn", sagt Schneider. Darin seien sich Lutheraner und Orthodoxe einig. Damit werde die Absolutheit Gottes des Vaters nicht in Frage gestellt. "Für Lutheraner ist das deswegen eine gute Position."
Diskutiert wurde in Kairo auch über die Epiklese, die Herabrufung des Heiligen Geistes beim Abendmahl. Sie ist im weltweiten Luthertum noch nicht überall üblich, sollte es aber künftig werden. Eine entsprechende Empfehlung habe der Rat des Lutherischen Weltbundes bereits angenommen, betonte Schneider.
Die Orthodoxen wiederum wollen sich dafür einsetzen, dass diese Gebete, die in ihrer Eucharistie bislang leise gesprochen wurden, künftig von den Gläubigen gehört und mitgebetet werden können.
Welche Auswirkungen das auf den katholisch-orthodoxen Dialog haben könnte? Schneider verweist darauf, dass das natürlich in erster Linie eine römische Angelegenheit sein werde. "Aber die Ergebnisse unseres Treffens, die nun in kirchlichen Gremien rund um den Globus diskutiert werden, schicken wir natürlich auch nach Rom", sagte der mitteldeutsche Regionalbischof.