Frankreichs Bischöfe öffnen Archive zu Abbe Pierre

Für Forscher und Journalisten

Die Vorwürfe gegen den französischen Armenpriester Abbe Pierre wiegen schwer. Nun öffnet die Kirche in Frankreich vorzeitig ihre Archive, um den Anschuldigungen gegen die einstige nationale Ikone auf den Grund zu gehen.

Außenansicht der Zentrale der Abbe-Pierre-Stiftung "Fondation Abbe Pierre" in Paris / © Harald Oppitz (KNA)
Außenansicht der Zentrale der Abbe-Pierre-Stiftung "Fondation Abbe Pierre" in Paris / © Harald Oppitz ( KNA )

Nach schweren Vorwürfen gegen den als "Vater der Obdachlosen" bekanntgewordenen Armenpriester Abbe Pierre (1912-2007) haben die katholischen Bischöfe Frankreichs entsprechendes Archivmaterial freigegeben. Es werde ab sofort allen berechtigten Personen zur Verfügung gestellt, insbesondere Forschern und Journalisten, heißt es in einer Mitteilung der Französischen Bischofskonferenz (Donnerstag). Ohne die Freigabe wären die Dokumente erst 75 Jahre nach dem Tod Abbe Pierres - also 2082 - einsehbar gewesen.

Dem Ordensmann werden sexuelle Übergriffe gegen Frauen und Minderjährige vorgeworfen. Erst kürzlich veröffentlichte die von ihm gegründete Emmaus-Bewegung weitere belastende Zeugenaussagen. Eine Expertenkommission soll den Vorwürfen auf den Grund gehen.

Nationale Ikone

In Frankreich galt der Priester viele Jahre als eine Art nationale Ikone. Der Name, unter dem er bekannt wurde, stammt aus dem Zweiten Weltkrieg, als er in der Resistance Widerstand gegen die deutschen Besatzer leistete. Lange stand der Sozialaktivist auf Platz eins der beliebtesten Franzosen.

Henri Antoine Groues, so der bürgerliche Name Abbe Pierres, hatte die Emmaus-Gemeinschaft 1949 gegründet. Sie setzt sich heute mit Hilfe zur Selbsthilfe in knapp 40 Ländern weltweit gegen Armut und Obdachlosigkeit ein.

Quelle:
KNA