In früheren Jahren war im Streit um die Nutzungsrechte der Stätte die Fußwaschung bei einer kurzen Gebetszeit ohne Eucharistiefeier vollzogen worden.
Die Fußwaschung als "Medizin"
Der Abendmahlssaal sei "der Ort, an dem Jesus uns das grundlegende Gesetz des Neuen Bundes gegeben hat", sagte Patton in seiner Predigt. Dieses neue "Gesetz der gegenseitigen und brüderlichen Liebe" sei ein Schlüssel zum Verständnis der Fußwaschung und des gesamten Ostergeheimnisses. "Wenn das Maß unserer Liebe die Liebe Jesu sein soll, dann ist keine Feindschaft zwischen Brüdern und Schwestern tolerierbar, keine Gewalt zulässig, kein Krieg zu rechtfertigen", so Patton weiter. Der einzige Weg müsse dann jener der Vergebung und Versöhnung bleiben, andernfalls werde die Geschichte zur Hölle anstatt zur Heilsgeschichte.
In diesem Sinne sei auch die Fußwaschung zu verstehen. Wer seinem Bruder die Füße wasche, werde kaum auf ihn treten, wer ihm diene, werde ihn kaum ausnutzen. Damit werde die Fußwaschung Jesu zur "Medizin, die wir brauchen, um den Egoismus zu überwinden". Anschließend wusch Patton zwölf franziskanischen Mitbrüdern die Füße im Gedenken an die dienende Geste Jesu.
Der Tradition nach soll Jesus am Abend vor seine Kreuzigung im Abendmahlssaal (lateinisch Coenaculum) Abendmahl gefeiert haben. Am gleichen Ort fand nach biblischer Überlieferung an Pfingsten die Herabkunft des Heiligen Geistes auf die Apostel statt; für Christen ist dies das Gründungsdatum der Kirche.
Der Abendmahlssaal
Früheste bauliche Reste des Abendmahlssaals stammen aus der Zeit der inzwischen zerstörten Basilika Hagia Sion (5. Jahrhundert). Der heutige Saal war möglicherweise eine Seitenkapelle der ebenfalls verschwundenen Kreuzfahrerkirche Sancta Maria in Monte Sion. 1333 wurde das verfallene Heiligtum den Franziskanern anvertraut, die daneben ihre Zentrale errichteten und dem Saal seine heutige gotische Gestalt gaben. Im 16. Jahrhundert wandelten Muslime ihn in eine Moschee um.
1948 fiel der Zionsberg im ersten jüdisch-arabischen Krieg an Israel. Seither wird die Stätte von Israels Religions- und Tourismusministerium verwaltet. Da bis zur Eroberung der Altstadt 1967 Juden keinen Zugang zur Klagemauer hatten, entwickelte sich das sogenannte "Davidsgrab" zum beliebten Pilgerziel. Der untere Teil des Gebäudes wurde zur Synagoge umgestaltet, der Abendmahlssaal selbst zum Museum.
Offiziell ist der Saal weder Kirche noch Synagoge oder Moschee. Zwar haben Besucher Zutritt für Besichtigungen, doch Gebetszeiten sind nur in Ausnahmefällen erlaubt. Papst Johannes Paul II. feierte dort im Jahr 2000 mit Sondergenehmigung eine Messe, ebenso Papst Franziskus 2014.
Bisher noch offene Verhandlungen zwischen dem Vatikan und Israel über eine künftige Nutzung des Abendmahlssaals sehen vor, dass dort in engem Zeitfenster christliche Gottesdienste von allen Konfessionen gefeiert werden können. Einzelne jüdische Gruppen protestieren dagegen, da sie darin eine Entweihung des Davidsgrabes sehen.