Vor gut fünf Jahren bestieg Jorge Mario Bergoglio in Buenos Aires das Flugzeug in Richtung Rom, um als Papst Franziskus die Geschicke der Weltkirche zu lenken. Inzwischen arbeitet er mit Hochdruck an einer personellen Erneuerung der katholischen Kirche – nicht zuletzt in seinem südamerikanischen Heimatland.
In dieser Woche füllten vor allem die Nachrichten über den Wechsel an der Spitze des Erzbistums in Mendoza die Zeitungen. Mit Marcelo Colombo (57) wird künftig ein Kritiker des konservativen Präsidenten Mauricio Macri die traditionsreiche Erzdiözese führen. Der scheidende Bischof von La Rioja geriet in den vergangenen Tagen abermals in die Schlagzeilen, weil er die Verhandlungen der argentinischen Regierung über einen neuen Weltbankkredit scharf kritisierte. Er hoffe, dass ein solcher Kredit keine Hypothek für kommende Generationen werde, so Colombo. Die Personalie fällt zusammen mit einer heiklen innenpolitischen Debatte und einer für Freitag angekündigten Großdemonstration gegen den Kredit. Auch die Argentinische Bischofskonferenz zählt zu den Initiatoren.
Priester und Volk
Schon die Wahl des neuen Vorsitzenden der Bischofskonferenz, Oscar Vicente Ojea Quintana (71) aus der Diözese San Isidro, werteten die argentinischen Medien im November als klares Indiz für eine stärkere Ausrichtung der Ortskirche auf den Kurs des Papstes. "Wir werden dafür arbeiten, dass niemand ausgeschlossen bleibt", sagte Ojea.
"Unser Platz als Priester ist beim Volk und besonders an der Seite unserer armen Brüder", sagte der Geistliche, der in früheren Jahren unter Erzbischof Bergoglio als Weihbischof diente. Zuletzt zählte der neue Episkopats-Vorsitzende als Chef von Caritas Argentinien in der Öffentlichkeit zu den wichtigsten Anwälten der ärmeren Bevölkerungsschichten. Damit setzt er zugleich eine vom Papst vorgegebene Leitlinie um.
Rücktritt angboten
Noch spannender ist aus argentinischer Sicht die Personalie rund um die Erzdiözese La Plata. An diesem Donnerstag wird Erzbischof Hector Ruben Aguer sein 75. Lebensjahr vollenden und damit – wie es das Kirchenrecht vorsieht – dem Papst seinen Rücktritt anbieten. Aguer gilt innerhalb der argentinischen Kirche als konservativer Gegenspieler des Papstes. Aguer und Bergoglio dienten einst dem damaligen Hauptstadt-Erzbischof Kardinal Antonio Quarracino als Weihbischöfe, gerieten aber wegen unterschiedlicher Positionen immer wieder aneinander.
Bergoglio setzte sich im innerargentinischen Wettstreit um die Nachfolge im einflussreichen Erzbistum Buenos Aires durch, für Aguer blieb "nur" das Erzbistum La Plata. Die Medien des Landes beobachten seither aufmerksam, wie der Papst in den vergangenen Jahren - Zug um Zug – Vertraute Aguers durch eigene Anhänger ersetzte. Nun könnte eine weitere Personalie eine eindrucksvolle Kehrtwende dokumentieren: Als Aguers Nachfolger wird der ehemalige Rektor der in Argentinien hoch angesehenen Katholischen Universität gehandelt.
Eine kleine Demütigung
Bereits Ende April spekulierten die Medien, dass einer der engsten Mitarbeiter von Franziskus, sein Ghostwriter Victor Manuel Fernandez, nur deshalb vom Amt des Rektors der Päpstlichen Katholischen Universität von Argentinien zurückgetreten sei, um neuer Erzbischof von La Plata zu werden. Das wäre ein aus argentinischer Sicht radikaler Wechsel und für Aguer obendrein eine kleine Demütigung. Aus weltkirchlicher Sicht setzt der Papst dagegen seinen Weg lediglich konsequent fort: Er nutzt die Neubesetzungen frei werdender Bistümer für eine personelle und inhaltliche Erneuerung der katholischen Kirche.