Unterschiedlicher kann die Öffentlichkeitsarbeit kaum sein. Mit keinem Wort erwähnten der vatikanische Pressesaal und Medien des Heiligen Stuhls die Begegnung von Papst Franziskus mit dem Oberhaupt der moskaukritischen Orthodoxen Kirche der Ukraine (OKU), Metropolit Epiphanius. Franziskus empfing Epiphanius am 13. Dezember im Apostolischen Palast. Der Metropolit fühlt sich und seine Kirche dadurch aufgewertet.
Bedeutung für Kirchen in der Ukraine
Entsprechend ausführlich informierte die OKU auf allen Kanälen über das Treffen. Auch aus Rücksicht auf die russisch-orthodoxe Kirche vermied der Vatikan in der Vergangenheit bilaterale Gespräche mit der erst im Dezember 2018 gegründeten Orthodoxen Kirche der Ukraine, die Moskau als schismatisch bezeichnet.
Das Moskauer Patriarchat sieht durch die OKU seinen ukrainischen Ableger, die Ukrainische Orthodoxe Kirche (UOK), bedroht und brach in diesem Zusammenhang alle Kontakte zum Ökumenischen Patriarchat von Konstantinopel ab. Denn das Ehrenoberhaupt der Welt-Orthodoxie, Patriarch Bartholomaios I. von Konstantinopel, hatte nicht nur die Gründung der OKU vorangetrieben, sondern diese Kirche auch im Januar 2019 für autokephal erklärt, also kirchenrechtlich eigenständig.
Die von ihm gewünschte Wiedervereinigung der ukrainischen Orthodoxie gelang aber nicht. Im Gegenteil: Das Verhältnis zwischen OKU und UOK hat sich weiter verschlechtert. Mehrmals kam es zu Handgreiflichkeiten beim Streit um Kirchengebäude.
Bisher keine Wortmeldung aus Moskau
Wie die russisch-orthodoxe Kirche darauf reagiert, dass Franziskus Epiphanius empfing, ist noch unklar. Bisher gab es hierzu keine offizielle Wortmeldung aus Moskau. Das OKU-Oberhaupt teilte mit, er habe dem Papst für die humanitäre Hilfe des Heiligen Stuhls für die ukrainischen Opfer der russischen Aggression gedankt.
Ebenfalls würdigte Epiphanius "die persönliche Unterstützung von Papst Franziskus bei der Freilassung ukrainischer Kriegsgefangener" und der Rückkehr von Kindern in die Ukraine, die von den russischen Behörden deportiert wurden. "Ihr ständiger Aufruf zum Gebet für den Frieden in der Ukraine, der sich an die Katholiken in aller Welt und an alle Gläubigen richtet, ist für uns sehr wichtig", wird der Metropolit auf der Kirchen-Website zitiert.
"Unser Volk strebt nach einem gerechten Frieden, strebt danach, seine Freiheit und seinen Staat zu schützen, strebt danach, eine freie, demokratische europäische Ukraine aufzubauen." Mit Gottes Hilfe und internationaler Unterstützung könne die Ukraine dieses Ziel erreichen.
Epiphanius traf in Rom auch den Präfekten des Dikasteriums zur Förderung der Einheit der Christen, Kardinal Kurt Koch. Anschließend reiste er weiter ins süditalienische Bari und besuchte in der dortigen Nikolaus-Basilika die Gebeine des heiligen Nikolaus von Myra. Höhepunkt von Epiphanius' Auslandsreise war indes der persönliche Empfang durch den Papst. 2023 war er Franziskus bereits im Vatikan begegnet. Damals gehörte das Oberhaupt der OKU der Delegation des Ukrainischen Rates der Kirchen und Religionsgemeinschaften an, die den Papst besuchte.