Papst will offenbar Knabenseminar aus dem Vatikan verlegen

Franziskus kommt Urteil zuvor

Papst Franziskus will laut Medienberichten ein Knabenseminar neben dem Petersdom aus dem Vatikanstaat hinaus verlegen. Damit würde er nicht auf das Urteil eines Strafprozesses wegen mutmaßlichem Missbrauch in dem Seminar warten.

Symbolbild: Leerer Klassenraum / © panitanphoto (shutterstock)
Symbolbild: Leerer Klassenraum / © panitanphoto ( shutterstock )

Diese Entscheidung habe er den Verantwortlichen bereits mitgeteilt, berichtet die römische Zeitung "Il Messaggero".

Dort soll ein Obermessdiener und später angehender Priester zwischen 2006 und 2012 andere Jungen schikaniert, sexuell belästigt und missbraucht haben. Der Beschuldigte, der in dem Seminar als Tutor tätig war, wie auch seine Opfer, waren zu Beginn der fraglichen Zeit minderjährig.

Dem früheren, heute 71-jährigen Rektor des Seminars wird vorgeworfen, den mutmaßlichen Täter geschützt, trotz Vorwürfen dessen spätere Weihe zum Priester gefördert sowie Ermittlungen behindert zu haben. Ihm wirft der vatikanische Strafverfolger daher Beihilfe zum Missbrauch vor.

In ein transparenteres Umfeld bringen

Mit der Verlegung wolle Franziskus die Jungen aus den Vatikanmauern heraus in ein transparenteres Umfeld bringen, so der "Messaggero".

Das 1956 gegründete "Preseminario Pio X." mit staatlich anerkanntem Schulabschluss ist die einzige Einrichtung im Vatikan, in der Minderjährige untergebracht sind. Die Jungen dort sind zudem als Messdiener bei liturgischen Feiern im Petersdom eingesetzt.

Seit Prozessbeginn Mitte Oktober versucht der Prozess zu klären, was in dem Internat übliche Scherze und Schikane unter pubertierenden Jugendlichen waren und was strafrechtlich relevanter Missbrauch sowie Verletzung von Aufsichtspflicht gegenüber Schutzbefohlenen. Erschwert wird das Verfahren laut Prozessbeobachter durch fehlende Erinnerungen oder widersprüchliche und oft wechselnde Zeugenaussagen.


Nachdenklicher Blick des Papstes / © Paul Haring (KNA)
Nachdenklicher Blick des Papstes / © Paul Haring ( KNA )
Quelle:
KNA