Französischer Kardinal Ricard wird 80

Noch 122 Papstwähler

Er absolvierte eine kirchliche Musterkarriere und fiel am Ende tief: Der südfranzösische Kardinal Ricard, einstiger Vorsitzender seiner Bischofskonferenz, stürzte über sexuelle Nötigung einer Minderjährigen.

Kardinal Jean-Pierre Ricard im Jahr 2013 (KNA)
Kardinal Jean-Pierre Ricard im Jahr 2013 / ( KNA )

Kardinal Jean-Pierre Ricard, bis 2019 Erzbischof von Bordeaux und früher Vorsitzender der Französischen Bischofskonferenz, wird am Mittwoch (25. September) 80 Jahre alt. Mit Erreichen dieser Altersgrenze scheidet er aus dem Kreis der Papstwähler aus. Damit sind nun noch 122 der 236 Kardinäle der Weltkirche in einem künftigen Konklave stimmberechtigt.

Wegen eines Falls von sexuellem Missbrauch einer Minderjährigen in den 80er Jahren hat der Vatikan Ricard eine weitere öffentliche Ausübung des Priestertums dauerhaft untersagt. Der Kardinal lebt seit 2019 zurückgezogen in den französischen Seealpen im Ruhestand. Er bleibt Priester, darf aber sein geistliches Amt nicht mehr öffentlich ausüben, etwa durch Messfeiern, Taufen, Beichte etc.

Ricard ist einer von rund einem Dutzend französischen Bischöfen, denen sexuelle Verfehlungen oder schwere Fehler im Umgang damit zur Last gelegt werden. Das öffentliche Ansehen und Wort der Bischöfe in Frankreich hat durch entsprechende Enthüllungen stark gelitten. Ein Ermittlungsverfahren gegen Ricard wegen schwerer sexueller Nötigung stellte die Staatsanwaltschaft Marseille wegen Verjährung ein.

Heimat Marseille

Ricard, ein Kind des Marseiller Bürgertums, wurde 1968 zum Priester des Erzbistums Marseille geweiht und verbrachte die ersten 20 Jahre danach in seiner Geburtsstadt. 1988 wurde er Marseiller Generalvikar. Seit 1993 Weihbischof in Grenoble, ernannte ihn Johannes Paul II. 1996 zum Bischof von Montpellier. Von 2001 bis 2019 leitete er das Erzbistum Bordeaux im Südwesten des Landes, zudem von 2001 bis 2007 die Bischofskonferenz. 

Acht französische Kardinäle

Papst Franziskus fördert in der öffentlichen Wahrnehmung nicht gerade die traditionsreiche Kirche im sogenannten Westen. Seine Gesten und Aufmerksamkeit gelten vielfach den Regionen der sogenannten Peripherie der Weltkirche wie in Ozeanien oder der Mongolei - oder den wachsenden Kirchen in Asien, Lateinamerika oder Afrika. 

Das gilt auch bei den Kardinalsernennungen. Frankreich steht mit acht Purpurträgern - darunter vier wahrscheinliche Papstwähler - noch besser da als die Deutschen (sechs/drei).

Bischöfe und Kardinäle bei der Bischofssynode / © Paul Haring (KNA)
Bischöfe und Kardinäle bei der Bischofssynode / © Paul Haring ( KNA )
Quelle:
KNA