Frohe Weihnachten wünsche ich Ihnen von Herzen – und zwar mitten in der Weihnachtszeit, denn wir begehen nach wie vor die Weihnachtsoktav. Ein Rundgang durch unsere Kirche offenbart schon manche vertrauten Dinge: den Kölner Altar mit den Heiligen Drei Königen, unsere lange Namensrolle mit über 100.000 Einträgen, die wir in der Heiligen Nacht nach Bethlehem getragen haben, unsere festlich geschmückten Christbäume und schließlich unsere Krippe. Dennoch möchte ich Sie einladen, einen ganz besonderen Altar kennenzulernen, den viele vielleicht noch nicht kennen: den Altar der Wurzel Jesse.
Gerade am 19. Dezember, im Spät-Advent, feiern wir dieses Geheimnis: Jesus stammt aus der Linie von Isai (Jesse), dem Vater Davids. Schon im Matthäusevangelium finden wir diese Genealogie, die den Messias durch seine Abstammung verortet. So verweist das Bild des Jesse-Altars auf die menschliche Seite unseres Herrn. Jesus war ein gläubiger Jude aus dem Stamm Davids – und wenn wir ihn in seinem historischen, religiösen Kontext betrachten, vertieft sich unser Verständnis von seiner Botschaft und seiner Person.
Gleichzeitig trifft eine ganze Reihe von Festen und Gedenktagen aufeinander: Wir feiern die Weihnachtsoktav, den Jahreswechsel und das Hochfest der Gottesmutter Maria. Zugleich ist der 1. Januar auch der Weltgebetstag für den Frieden. Und dann gibt es noch den oft übersehenen Aspekt dieses Tages: die Beschneidung des Herrn. Nach jüdischer Tradition wird ein Kind am achten Tag nach der Geburt beschnitten – für Jesus war dies der Moment, in den Bund Israels einzutreten. Die Kirche erinnert uns dadurch daran, dass Gott in Jesus wahrhaft menschlich geworden ist und sich bewusst in eine konkrete religiöse Gemeinschaft eingebunden hat.
Doch was sagt uns das für unser eigenes Leben? Oft erschließt sich unsere Identität erst, wenn wir unsere Wurzeln verstehen. Was müsste man über Sie wissen, um besser zu verstehen, wer Sie sind? Welche Prägungen haben Sie geformt? Und wo würden Sie sich wünschen, dass andere mehr über Ihren Hintergrund erfahren?
Mit diesen Fragen möchte ich Sie ins neue Jahr 2025 begleiten. Möge es ein Jahr des Friedens und der vertieften Erkenntnis sein. Ich wünsche Ihnen nochmals von Herzen frohe Weihnachten und Gottes Segen für alles, was vor Ihnen liegt.
Ihr
Abt Nikodemus