Die religiösen Führer Russlands, Armeniens und Aserbaidschans beraten über eine Lösung des Karabach-Konflikts. Der armenisch-apostolische Katholikos Karekin II. reiste am Montagabend nach Moskau, wo er von Metropolit Hilarion (Alfejew), dem Leiter des Außenamts des Moskauer Patriarchats, empfangen wurde. Am Dienstag steht eine Begegnung mit dem russisch-orthodoxen Patriarchen Kyrill I. auf dem Programm. Am Mittwoch wird auch der aserbaidschanische Großmufti Scheich-ul-Islam Allahshukur Paschazade erwartet, wie der Pro-Oriente-Informationsdienst (Dienstag) berichtet.
Friedliche Lösung des Konflikts
Der Moskauer Patriarch Kyrill bemüht sich seit dem Ausbruch der Kriegshandlungen im Herbst 2020 um eine friedliche Lösung des Karabach-Konflikts. Wiederholt mahnte er, dass aus der Konfrontation kein interreligiöser Konflikt werden dürfe. Er stand auch stets im Austausch mit Katholikos Karekin und Scheich-ul-Islam Allahshukur Paschazade. Über konkrete Lösungsvorschläge, die nun bei den Treffen der drei Religionsführer in Moskau diskutiert werden könnten, wurde im Vorfeld nichts bekannt.
Katholikos Karekin II. war in der vergangenen Woche in Rom. Er nahm dort an einem Klimagipfel von Religionsvertretern im Vatikan sowie am interreligiösen Friedenstreffen der Gemeinschaft Sant'Egidio teil. Zudem traf er mit Papst Franziskus zu einem persönlichen Gespräch zusammen. Am Montag wurde auch der armenische Staatspräsident Armen Sarkissian vom Papst zu einer 40-minütigen Privataudienz empfangen.
Konflikt schon seit Ende September 2020
Das mehrheitlich von christlichen Armeniern bewohnte Berg-Karabach liegt auf aserbaidschanischem Staatsgebiet. Die Region wird aber de facto nicht vom islamisch geprägten Aserbaidschan kontrolliert, sondern von Armenien. Der Konflikt zwischen Armenien und Aserbaidschan war Ende September 2020 wieder aufgeflammt. Bei den Kämpfen erzielte Aserbaidschan militärische Erfolge. Am 9. November wurde unter der Ägide Russlands ein Waffenstillstand ausgehandelt. Rund 6.000 Menschen starben, 100.000 mussten fliehen oder wurden vertrieben. Nur wenige konnten bisher zurückkehren. Die politische Zukunft der Region ist nach wie vor ungewiss.