DOMRADIO.DE: Es ist eine Art Ideenbörse, die sie da auf die Beine gestellt haben: Weihnachten 2020 lebt ja in der Corona-Pandemie von der Kreativität, von Lösungen. Was bieten Sie da an?
Msgr. Georg Austen (Generalsekretär des Bonfatiuswerkes): Wir haben beim Bonifatiuswerk schon lange eine Plattform, die sich "pastorale Innovationen" nennt. Dort sind Gruppen, Gemeinden, Familien eingeladen, Ideen einzustellen, bei denen es um kreative Möglichkeiten in der Pastoral geht.
Weihnachten steht jetzt vor der Tür und das ist für uns ein wertvolles Fest, mit vielen Gottesdiensten, mit vielen Bräuchen, die gerade den Menschen in dieser Zeit sehr wertvoll sind. Aber in diesem Jahr werden wir Weihnachten unter den Vorzeichen der Corona-Pandemie anders feiern müssen und anders feiern können, was auch als Chance zu sehen ist.
Auf dieser Plattform können kreative Ideen ausgetauscht und vernetzt werden, man kann sich Ideen und Anregungen holen. Deswegen sollte man nicht erst zu Weihnachten damit beginnen, sondern jetzt schon daran denken, was man tun kann und tun möchte. Mit dieser Plattform kann man sich in ganz Deutschland über die Grenzen der Kirche hinaus, zum Beispiel auch ökumenisch, vernetzen, um zu sehen, wie man Weihnachten gestalten kann.
DOMRADIO.DE: Ein Marktplatz für Gemeinden und Institutionen, mit Anregungen das Weihnachtsfest zu feiern und die Adventszeit zu begehen. Welche Ideen gibt es bereits? Welche Projekte sind bei Ihnen schon angekommen?
Austen: Zum einen feiern wir in den Kirchen mit Gottesdiensten und Krippen Weihnachten. Das wird und soll auch möglich sein. Aber zum anderen werden wir auch nicht alle in die Kirchen hineinpassen. Da gibt es die Idee, dass man vielleicht symbolisch auf die Plätze der Städte und Dörfer gehen kann. Wir nennen es "Sternstunden der Menschlichkeit", bei denen man Impulse findet.
Wir werden auch ein kleines Heft mit dem Titel "Kirche im Kleinen" erstellen. Dort findet man Impulse für Familien, aber auch für Menschen, die allein sind, wo es darum geht, das Weihnachtsevangelium anderen weitersagen zu können, zu beten, ein Zeichen der Beziehung mit den Möglichkeiten, die wir haben, zu setzen. Man kann in Kommuniongruppen, in Firmgruppen, im Kindergarten, in Schulen oder in Gemeinden vielleicht einen Stern mit einer Botschaft basteln. Diesen Stern kann man zu Menschen bringen oder an die Türen heften.
Ich glaube, es ist wichtig, dass wir in diesem Jahr auch sehen, dass wir nicht nur intern das Weihnachtsfest feiern, was für uns sehr wertvoll ist, sondern auch nach draußen gehen. Es leben so viele Millionen Christen in Deutschland. Die Menschen in unserem Land sollen mitbekommen, dass wir uns gerade in dieser Zeit des Glaubens vergewissern können. Die Weihnachtsbotschaft enthält das Schönste, was man einem Menschen sagen kann "Fürchte dich nicht - hab keine Angst".
DOMRADIO.DE: Wenn jemand oder eine Gruppe Ideen hat, wie ausgereift muss das sein?
Austen: Wir erwarten da nicht so viel. Es muss nichts Ausgereiftes sein. Das Bonifatiuswerk ist ein Hilfswerk für den Glauben und mit dafür da, dass wir in dieser Zeit diese Dinge austauschen können. Es muss ja auf den Ort übersetzt werden, es muss auf die Gegebenheiten übersetzt werden, auf die Gruppen. Das ist dann den einzelnen Gruppierungen vor Ort überlassen.
Aber Anstöße zu bekommen, dass man nicht alles neu erfinden muss, dass auch vieles ausgetauscht werden kann, das finde ich sehr positiv. Auch andere Akteuren überlegen, wie die Adventszeit gestaltet werden kann und wie Weihnachten gefeiert wird. Das geschieht im Sekretariat der Bischofskonferenz, auf ökumenischer Ebene und in vielen Gruppen mit Hilfswerken und anderen Akteuren. Die Ideen wollen wir untereinander austauschen, damit Weihnachten auch in dieser Zeit ein Fest der Hoffnung wird - und das auch über die Kirche hinaus.
Das Interview führte Carsten Döpp.