Fusion von Kirchengemeinden kann laut Urteil teuer werden

Nach Umstrukturierung zur Kasse gebeten

"Entsteht durch die Zusammenlegung von mehreren Kirchengemeinden eine neue Kirchengemeinde, wird hierdurch Grunderwerbsteuer ausgelöst", entschied der Bundesfinanzhof in einem bereits in München veröffentlichten Urteil.

Der Bundesfinanzhof in München bestätigte das Urteil des Finanzhofs in Münster. / © Prilutskiy (shutterstock)
Der Bundesfinanzhof in München bestätigte das Urteil des Finanzhofs in Münster. / © Prilutskiy ( shutterstock )

Demnach kann die Zusammenlegung von Kirchengemeinden teuer werden. Das Urteil mit dem Aktenzeichen II R 24/21 wurde am Donnerstag in München veröffentlicht. Er bestätigte damit ein vorheriges Urteil des Finanzhofs in Münster von 2021.

Die Steuerpflichtigkeit trete ein, wenn die ursprünglichen Kirchengemeinden Anteile an grundbesitzenden GmbHs hielten und diese GmbH-Beteiligungen nach der Zusammenlegung sich alle - zumindest 90 Prozent - in der Hand der neu errichteten Kirchengemeinde befänden, so das Gericht. Das gelte auch dann, wenn die grundbesitzenden GmbHs caritative Einrichtungen wie Krankenhäuser oder Altenheime betreiben.

Die Klägerin, eine Kirchengemeinde aus NRW mit dem Status einer Körperschaft des öffentlichen Rechts, wurde aufgrund Dekrets des zuständigen Bischofs durch die Vereinigung verschiedener Kirchengemeinden errichtet, wie der Bundesfinanzhof erläuterte.

Finanzamt sieht Steuerschuld nach Vermögensumverteilung

Das gesamte Vermögen der ursprünglichen Kirchengemeinden einschließlich der Beteiligungen an den grundbesitzenden GmbHs sei der neuen Gemeinde zugeführt worden. Das Finanzamt hielt diesen Vorgang für grunderwerbsteuerbar und erließ einen entsprechenden Feststellungsbescheid über die Besteuerungsgrundlagen.

Der Bundesfinanzhof führte aus, dass die Neuerrichtung der Kirchengemeinde durch Zusammenlegung verschiedener Kirchengemeinden in dem Augenblick der Grunderwerbsteuer unterliege, in dem die Zusammenlegung für den staatlichen Bereich wirksam werde. Dem stehe nicht entgegen, dass die Umstrukturierung der Kirchengemeinden zunächst nach rein innerkirchlichem Recht - sozusagen kirchenintern - erfolgt sei.

Ab dem Zeitpunkt, an dem die Zusammenlegung für den staatlichen Bereich anerkannt werde, habe die Kirchengemeinde den Status einer Körperschaft des öffentlichen Rechts mit der Folge erlangt, dass sie grunderwerbsteuerpflichtig werde. Dem stehe weder das kirchliche Selbstbestimmungsrecht noch die sogenannte Kirchengutsgarantie im Hinblick auf das für Wohltätigkeitszwecke bestimmte Vermögen entgegen.

Vorgang kann Grundsteuerfrei sein

Der Bundesfinanzhof entschied darüber hinaus, dass auch kein grunderwerbsteuerrechtlicher Befreiungstatbestand bei einer Zusammenlegung von Kirchengemeinden greift. So könne ein Vorgang zwar von der Grunderwerbsteuer befreit sein, wenn er gleichzeitig eine Schenkung darstelle, wodurch eine Doppelbelastung mit Grunderwerbsteuer und Schenkungsteuer vermieden werden solle.

Dies sei aber bei der Neuerrichtung einer Kirchengemeinde durch Zusammenlegung von Kirchengemeinden nicht der Fall, weil die aufgelösten Kirchengemeinden der Klägerin nichts geschenkt hätten.

Quelle:
KNA