"Fußball-Kirchen-Fenster" in Gelsenkirchen ist Pilgerstätte

"Darauf sind wir sehr, sehr stolz!"

Als Gelsenkirchen noch zum Erzbistum Paderborn gehörte, wurde es nicht genehmigt. Mit der Zuweisung der Ruhrgebietsstadt an das Ruhrbistum Essen wurde das "Fußball-Kirchen-Fenster" dann erlaubt - und ist seitdem Pilgerstätte.

Autor/in:
Oliver G. Kelch
Das "Fußball-Kirchen-Fenster" zeigt den Hl. Aloisius von Gonzaga. / © Oliver Kelch (DR)
Das "Fußball-Kirchen-Fenster" zeigt den Hl. Aloisius von Gonzaga. / © Oliver Kelch (DR)

DOMRADIO.DE: Wie ist die Entstehungsgeschichte des "Fußball-Kirchen-Fensters" in der St. Joseph Kirche in der Nähe der "Arena Auf Schalke" in Gelsenkirchen?

Regina Hölscher-Christ (Ehrenamtlich Engagierte der Offenen Kirche St. Joseph, Gelsenkirchen Schalke): Die Kirche wurde im zweiten Weltkrieg sehr beschädigt. Erst gut 13 Jahre nach dem Krieg konnte man erst wieder anfangen, schöne künstlerisch gestaltete Fenster zu bedenken und das Geld dafür zu sammeln. 

Damals, in den 1950er Jahren, gehörten wir noch zum Bistum Paderborn. Zu den Fenstern, die damals entworfen wurden, gehörte auch das "Fußball-Fenster". Diesen Entwurf hatte man 1959 dem Bistum Paderborn vorgelegt, er wurde aber abgelehnt.

DOMRADIO.DE: Wer ist denn der Heilige, der auf dem Fenster mit Fußball zu sehen ist?

Regina Hölscher-Christ: Das ist der Heilige Aloisius von Gonzaga mit einem Fußball zwischen seinen Füßen. Aloisius ist auch der Schutzpatron der Jungs. Aloisius hat 1560 in Italien gelebt und hat nie Fußball gespielt. 

Fußball mit diesen Regeln, wie wir sie heute kennen, ist ja erst im 19. Jahrhundert erfunden worden. Das war auch der Grund, weswegen die Paderborner das Fenster abgelehnt haben. Er hat niemals Fußball gespielt, also abgelehnt.

Die ehrenamtlich Engagierte Regina Hölscher-Christ ist in der Offenen Kirche Gelsenkirchen-Schalke Ansprechpartnerin für das "Fußball-Kirchen-Fenster". / © Oliver Kelch (DR)
Die ehrenamtlich Engagierte Regina Hölscher-Christ ist in der Offenen Kirche Gelsenkirchen-Schalke Ansprechpartnerin für das "Fußball-Kirchen-Fenster". / © Oliver Kelch (DR)

DOMRADIO.DE: Was ist denn dann passiert, dass das Fenster doch das "Licht der Gemeinde" erblicken konnte?

Regina Hölscher-Christ: Der damalige Pfarrer Kohle wusste, das es Gespräche über die Gründung des Bistums Essen gab. Da die Fenster noch nicht realisiert waren, hat Pfarrer Kohle erstmal abgewartet und dem damaligen Künstler gesagt, er solle das "Fußball-Fenster" etwas unauffälliger gestalten. Also kein Schalke-blau-weißer Fußball wie im Entwurf, sondern Blau-Grau, das fällt nicht so auf. 

"Wahrscheinlich haben sie es einfach nicht gesehen."

Die Essener Kommission, die das genehmigen musste, damit es liturgisch und historisch in Ordnung ist, hat es entweder nicht gemerkt oder es toleriert. Das wissen wir nicht. Also wahrscheinlich hat sie es einfach in den Anfangswirren eines neuen Bistums nicht gesehen.

DOMRADIO.DE: So ein weltweit einmaliges Fußball-Kirchen-Fenster - das ist doch was, oder?

Regina Hölscher-Christ: Ja, es gibt Brauereien oder eine kleine Kapelle mit einem Fußballer im Fenster - aber jeweils ohne Fußball. Da sind wir die einzigen! Und da sind wir sehr, sehr stolz drauf!  

Die Besucher der St. Joseph-Kirche in Gelsenkirchen werden mit einem Königsblauen Teppich empfangen.  / © Oliver Kelch (DR)
Die Besucher der St. Joseph-Kirche in Gelsenkirchen werden mit einem Königsblauen Teppich empfangen. / © Oliver Kelch (DR)

DOMRADIO.DE: In Gelsenkirchen gibt es ja auch einen Fußball-Pilgerweg. Ist denn die St. Joseph-Kirche auch eine Pilgerstätte geworden?

Regina Hölscher-Christ: Durch das Fenster ist unsere Kirche wirklich eine Pilgerstätte geworden. Abhängig, wo der FC Schalke 04 spielt und welche Nationalitäten die Spieler haben, kommen auch mal Japaner, Spanier, Holländer, Belgier oder Schweizer. 

Wenn die Spieler hier spielen, bringen die auch ihre Fans automatisch mit und so kommen vor jedem Spiel bis zu 150 Besucher in die Kirche. Sie schauen sich dann das Fenster an, beten, führen Gespräche mit uns, machen ihre Kerzen an. Es ist ein Ritual, das für ganz Viele dazu gehört.

Das Interview führte Oliver Kelch.

Quelle:
DR