"Wenn der Synodale Weg seine erklärten Ziele unverändert weiterverfolgt, wird sich die römisch-katholische Kirche in Deutschland aus der Einheit der Weltkirche verabschieden", sagte Gänswein der "Augsburger Allgemeinen Zeitung" am Freitag. Er mache sich "ernsthafte Sorgen".
Im November seien die deutschen Bischöfe beim Ad-limina-Besuch in Rom gewesen, so der Erzbischof. Im Januar erhielten sie einen Brief, der ausdrücklich vom Papst approbiert und dem sehr deutlich zu entnehmen gewesen sei, was "Sache ist", erklärte Gänswein. Die Mehrzahl der deutschen Bischöfe scheine das aber "nicht wahrnehmen zu wollen".
Verwundert über Nicht-Berufung von Marx
Er sei sehr gespannt, was der Synodale Weg am Ende verabschiedet, so der langjährige Papstsekretär. Für sich sei er "überzeugt, dass bestimmte Ziele, die die Synodalversammlung anstrebt, nicht gesamtkirchlich gedeckt sind". Dies hätte "verheerende Folgen".
Gänswein hat sich nach eigener Aussage gewundert, dass Franziskus den "Mitinitiator" des Synodalen Weges, den Münchner Kardinal Reinhard Marx (69), in dieser Woche nicht mehr in den Kardinalsrat, den engsten Beraterkreis des Papstes, berufen hat. Das habe ihn, "gelinde gesagt, überrascht".
Entspanntes Verhältnis zum Papst
Sein eigenes Verhältnis zu Papst Franziskus wertete der Kurienerzbischof als gut: "Trotz aller medial verbreiteter Märchen besteht zwischen dem Papst und mir ein absolut entspanntes Verhältnis", so Gänswein. "Ich habe Ehrfurcht und Gehorsam versprochen, und dieses Versprechen halte ich auch."
Der 66-jährige Kurienerzbischof wartet derzeit auf die Zuweisung einer neuen Aufgabe durch Papst Franziskus. Der emeritierte Papst Benedikt XVI. (2005-2013) war am 31. Dezember im Alter von 95 Jahren gestorben. Gänsweins kurz darauf erschienenes, autobiografisch geprägtes Buch "Nichts als die Wahrheit" war Beobachtern zufolge bei Papst Franziskus nicht optimal angekommen.