Die Heilige mit dem zerfurchten Gesicht

Gedenktag von Mutter Teresa

Für viele war sie schon zu Lebzeiten eine Heilige, trotz einiger kritischer Stimmen. 2016 wurde Mutter Teresa von Kalkutta dann tatsächlich heiliggesprochen. Vor 22 Jahren starb die Ordensgründerin. An diesem Donnerstag ist ihr Gedenktag.

Autor/in:
Norbert Demuth
Bild von Mutter Teresa an der Fassade des Petersdoms / © Paul Haring (KNA)
Bild von Mutter Teresa an der Fassade des Petersdoms / © Paul Haring ( KNA )

Für Papst Franziskus war sie eine "unermüdliche Arbeiterin der Barmherzigkeit". Und tatsächlich hat, wer an Mutter Teresa denkt, hat ein bestimmtes Bild vor Augen: eine kleine, gebückte Frau in weißblauem Gewand, die Hände gefaltet, das Gesicht zerfurcht.

Viele Menschen hatten den "Engel von Kalkutta" schon zu Lebzeiten wie eine Heilige verehrt. Vor drei Jahren - am 4. September 2016 -  wurde die berühmte Missionsschwester dann tatsächlich heiliggesprochen, 19 Jahre nach ihrem Tod. Der Papst leitete den Festakt auf dem Petersplatz in Rom, der weltweit von 120 Sendeanstalten übertragen wurde.

Auch wenn das überlebensgroße Bild der Ordensfrau in den vergangenen Jahren ein paar Kratzer bekam: Mutter Teresas Strahlkraft ist ungebrochen. Das zeigte sich etwa im September 2015, als das Nachrichtenmagazin "Der Spiegel" Kanzlerin Angela Merkel angesichts ihres Handelns in der Flüchtlingskrise als "Mutter Angela" auf den Titel brachte.

Werdegang einer Heiligen

Mutter Teresa wurde am 26. August 1910 als Agnes Gonxha Bojaxhiu in Skopje im heutigen Mazedonien geboren. Schon mit 18 Jahren ging sie als Missionsschwester nach Indien und arbeitete dort als Lehrerin.

Ihr Weg bis hin zur Direktorin einer Mädchenschule schien vorgezeichnet. Doch täglich begegneten ihr in Kalkutta Bettler, ausgemergelte und kranke Menschen. Sie sah Kinder, die ausgesetzt wurden. Eine "Damaskus-Stunde" änderte ihre Laufbahn. "Gott rief mich", sagte sie später. Bewegt vom Elend in den Slums von Kalkutta verließ sie 1948 ihr Kloster und gründete eine Ordensgemeinschaft.

Die "Missionarin der Nächstenliebe" ist nicht unumstritten

Dennoch war ihre Frömmigkeit offenbar nicht unerschütterlich, wie private Notizen und vertrauliche Briefwechsel offenbarten, die erst 2007 veröffentlicht wurden. Ein ganzes Jahrzehnt lang durchlitt die Ordensfrau demnach quälende seelische Einsamkeit und schmerzhafte Zweifel an ihrer Mission.

Die "Missionarinnen der Nächstenliebe" widmeten sich den Ärmsten, den Findelkindern und den Sterbenden auf der Straße. Immer mehr junge Frauen, zunächst in Indien und später auf allen Kontinenten, schlossen sich ihrem Orden an. 1979 wurde Mutter Teresa mit dem Friedensnobelpreis ausgezeichnet. Wenn nach Vorbildern gefragt wurde, stand ihr Name meist auf den vorderen Plätzen.

2013 veröffentlichten dann deutsche Medien wie die "Zeit", die "Süddeutsche Zeitung" oder die "Welt" kritische Berichte. Anlass war eine Studie zum Leben der berühmten Missionsschwester. Drei kanadische Wissenschaftler kamen zu dem Ergebnis, in den Armenhäusern des Ordens hätten schlechte hygienische Zustände geherrscht. Sterbenden seien teilweise Schmerzmittel verweigert worden. Mutter Teresa sei sogar "alles andere als eine Heilige", bilanzierte der Leiter der Studie, der Psychologieprofessor Serge Larivee von der Universität Montreal.

Die Wunder der Mutter Teresa

Dennoch: Bei ihrem Tod am 5. September 1997 im Alter von 87 Jahren war die Trauer weltweit groß. Papst Johannes Paul II. (1978-2005) nannte sie "ein Geschenk an die Kirche und an die Welt". Bereits sechs Jahre später, am 19. Oktober 2003, sprach er Mutter Teresa selig.

Am Tag vor ihrem 19. Todestag gelangte sie 2016 dann zu höchsten Kirchenehren. Mutter Teresa wurde eine von mehr als 6.600 Heiligen der römisch-katholischen Kirche. Im Dezember 2015 hatte Papst Franziskus die wissenschaftlich nicht erklärbare Heilung eines Brasilianers, der an einem bösartigen Hirntumor litt, als zweites Wunder auf Fürsprache von Mutter Teresa anerkannt - eine notwendige kirchenrechtliche Voraussetzung.

Ihre Kleidung steht unter Markenschutz

Die Nonnentracht Mutter Teresas - der weiße Sari mit dunkelblauen Saumstreifen - steht inzwischen sogar unter Markenschutz. Der indische Anwalt Biswajit Sarkar ließ die Rechte an der Kutte sichern - im Auftrag des von Mutter Teresa gegründeten Ordens der "Missionarinnen der Nächstenliebe".

Mit dem Markenschutz solle der Missbrauch der weltberühmten Nonnentracht verhindert werden, sagte Sarkar - einst Anwalt der Ordensgründerin - im Juli 2017 laut dem Nachrichtenportal "India Today". Es sei "das erste Mal überhaupt, dass eine Uniform als 'geistiges Eigentum' geschützt wurde".


Mutter Teresas "Orden der Missionarinnen der Nächstenliebe" in Kalkutta / © Piyal Adhikary (dpa)
Mutter Teresas "Orden der Missionarinnen der Nächstenliebe" in Kalkutta / © Piyal Adhikary ( dpa )
Quelle:
KNA