Gegenwind für argentinischen Armenpriester nach Milei-Kritik

Sorge vor wachsendem Elend

Nach dem Wahlsieg des marktradikalen Kandidaten Milei in Argentinien wächst die Sorge vor noch mehr Armut. Auch bei der katholischen Kirche. Mit ihr hat sich Milei schon im Wahlkampf angelegt. Ein Priester ist besonders wütend.

Autor/in:
Tobias Käufer
Francisco Olveira, genannt Padre Paco, Priester der Gruppe Curas en Opcion por los Pobres (dt. Armenpriester), am 10. Februar 2023 in seiner Wohnung in Buenos Aires (Argentinien). An der Wand hängen Fotos vom ehemaligen argentinischen Präsidentenpaar Juan und Eva Peron. / © Mariano Campetella (KNA)
Francisco Olveira, genannt Padre Paco, Priester der Gruppe Curas en Opcion por los Pobres (dt. Armenpriester), am 10. Februar 2023 in seiner Wohnung in Buenos Aires (Argentinien). An der Wand hängen Fotos vom ehemaligen argentinischen Präsidentenpaar Juan und Eva Peron. / © Mariano Campetella ( KNA )

Die Wut über den Wahlausgang war wohl zu groß. Weil der libertäre Ökonom Javier Milei die Wahlen in Argentinien klar gegen den Peronisten Sergio Massa gewonnen hatte, ließ der populäre Armenpriester Francisco "Paco" Olveira seinem Frust freien Lauf.

Er empfahl Wählern des sozialismuskritischen Milei, erst gar nicht die Armenspeisungen seiner Stiftung "Fundacion Isla Maciel" aufzusuchen oder um Hilfe zu bitten. Er vermutet: Die Kapazitäten werden wegen des von ihm erwarteten wirtschaftlichen Absturzes nicht ausreichen.

Spendensammlung als Gegenreaktion

Javier Milei / © Natacha Pisarenko (dpa)
Javier Milei / © Natacha Pisarenko ( dpa )

Kaum war seine Aufforderung in den Sozialen Netzwerken veröffentlicht, war die Aufregung groß. Ein Nutzer warf Olveira vor, die Bibel nicht richtig gelesen zu haben: "Das widerspricht buchstäblich allem, was Jesus gepredigt hat."

Danach wurde als Gegenreaktion eine Spendensammlung gestartet: "Ein Asado für die Bedürftigen", so lautet das Projekt. Geworben wird um Geld für ein Grillfest, zu dem Arme unabhängig von ihrem Wahlverhalten eingeladen sind. Prominente aus Wirtschaft, Gesellschaft und Kultur sagten Unterstützung zu.

Bistum distanziert sich von Olveira

Der Fall löste eine mediale und politische Debatte aus – und das Bistum Merlo-Moreno distanziert sich von Olveiras Äußerungen. In einer Erklärung der Diözese heißt es: "Die Aufmerksamkeit unserer Gemeinden und Suppenküchen für die Bedürftigsten wird normalerweise mit der Anstrengung vieler Freiwilliger durchgeführt; und wir werden weiter all jene Menschen und Familien empfangen, die sich in ihrer Not an sie wenden."

Das Bistum habe eine lange Tradition des Dienstes an der armen Bevölkerung - ohne Diskriminierung von Menschen wegen Glaube, Herkunft oder politischer Ausrichtung.

Papst und Milei telefonieren

Im unterlegenen peronistischen Lager beginnt derweil die Phase der Aufarbeitung nach der Niederlage. Der linksgerichtete Arbeiterführer Juan Grabois erklärte, es sei sehr schwierig gewesen, in einem Umfeld mit einer Kinderarmut von fast 60 Prozent Wahlen zu gewinnen.

Papst Franziskus, im Wahlkampf von Milei noch wegen angeblicher Nähe zum Sozialismus scharf kritisiert, telefonierte inzwischen mit Milei. Und schickte dem Wahlsieger und der künftigen Vizepräsidentin Victoria Villarruel, wie es üblich ist, gesegnete Rosenkränze.

Gruppe von Armenpriestern unterstützte Gegenkandidat

Während Milei seinen Amtsantritt am 10. Dezember vorbereitet, sucht der unterlegene linksperonistische Kandidat des Regierungslagers Sergio Massa nach einer neuen Herausforderung. Das Wirtschaftsmagazin "Forbes" berichtet, er werde von einem US-amerikanischen Investment- und Hedgefonds umworben.

"Paco" Olveira ist prominentes Mitglied einer einflussreichen Gruppe von Armenpriestern in Argentinien. Der Zusammenschluss "Heilmittel in der Option für die Armen" hatte im Wahlkampf den linken Wirtschaftsminister Sergio Massa unterstützt.

In der Stichwahl ums Präsidentenamt setzte sich Milei dann jedoch mit deutlichem Vorsprung durch. Das zweitgrößte Land Südamerikas leidet unter einer jährlichen Inflationsrate von mehr als 140 Prozent und einer Armutsrate von rund 40 Prozent.

Milei gewinnt Präsidentschaftswahl in Argentinien

Der marktliberale Ökonom Javier Milei hat die Präsidentschaftswahl in Argentinien gewonnen. Überraschend deutlich mit 55,7 Prozent setzte sich der Kandidat der radikal-marktliberalen Partei "La Libertad Avanza" nach Auszählung von 99,1 Prozent der Stimmen gegen den linksperonistischen Wirtschafts- und Finanzminister Sergio Massa (44,3) durch.

Javier Milei feiert mit seiner Schwester Karina Milei den Sieg bei der Stichwahl zum Präsidentenamt in Argentinien / © Natacha Pisarenko/AP/dpa (dpa)
Javier Milei feiert mit seiner Schwester Karina Milei den Sieg bei der Stichwahl zum Präsidentenamt in Argentinien / © Natacha Pisarenko/AP/dpa ( dpa )
Quelle:
KNA