Gegner von Liturgiereform drohen Großerzbistum mit Finanz-Boykott

Streit um Gottesdienstordnung

Der Streit um die Form des Gottesdienstes eskaliert bei den katholischen Thomas-Christen im Südwesten Indiens immer weiter. Nun wollen die Gegner der Reform ihrem Großerzbistum den Geldhahn abdrehen.

Eine syro-malabarische Kirche in Kochi im indischen Bundesstaat Kerala. / © AjayTvm (shutterstock)
Eine syro-malabarische Kirche in Kochi im indischen Bundesstaat Kerala. / © AjayTvm ( shutterstock )

Im syro-malabarischen Liturgiestreit drohen die Gegner der Liturgiereform mit einem finanziellen Boykott. Die meisten Pfarrgemeinderäte im südindischen Großerzbistum Ernakulam-Angamaly haben nach Angaben des Sekretärs des Priesterrats der Erzdiözese beschlossen, dass die Pfarreien ihre finanzielle Unterstützung einstellen, wie der asiatische katholische Pressedienst Ucanews am Donnerstag berichtet.

Finanzierung zurückziehen

"Unsere Pfarrgemeinderäte haben Resolutionen verabschiedet, mit denen sie die Pfarrer auffordern, dem Apostolischen Administrator keine finanzielle Unterstützung zukommen lassen, solange er nicht die neuen Ernennungen von Kurienpersonal zurücknimmt", ergänzte Riju Kanjookaran, der Sprecher der "Erzdiözesanen Bewegung für Transparenz" (AMT), einer Organisation der Gegner der Liturgiereform.

Auch weitere kirchliche Einrichtungen, die Einnahmen generieren, würden ihre Finanzierung des Großerzbistums zurückziehen. Die 328 Pfarreien des Großerzbistums tragen sich laut Ucanews größtenteils wirtschaftlich selbst. Ihre finanziellen Beiträge zum diözesanen Haushalt seien beträchlich. Laut einer Quelle aus dem Umfeld der Kirche sehe man im Großerzbistum die Boykottdrohung aber gelassen, da es sich außerdem durch Mieteinnahmen aus kircheneigenen Immobilien finanziere.

Liturgiestreit eskaliert weiter

Der Apostolische Administrator von Ernakulam-Angamaly, Bosco Puthur, hatte vor zwei Wochen die diözesane Verwaltung durch die Ernennung neuer Verantwortlicher umgestaltet, ohne seinen Klerus zu konsultieren. Die vorherigen Amtsinhaber sind aus Protest zurückgetreten, nachdem Puthur Weihekandidaten darauf verpflichten wollte, nur die von der Synode der katholischen Ostkirche beschlossene Form der Liturgie zu feiern.

In der syro-malabarischen Kirche schwelt seit Jahren ein Streit um die Gottesdienstordnung. Die neue Form der Liturgie wurde von der Synode, dem höchsten beschlussfassenden Gremium der Kirche, 2021 beschlossen. Während der Großteil der katholischen Ostkirche eine Reform der Messfeier übernommen hat, protestieren im zentralen Großerzbistum Ernakulam-Angamaly im indischen Bundesstaat Kerala Kleriker und Laien.

Die syro-malabarische Kirche im Südwesten Indiens ist die größte der heutigen Kirchen und Gemeinschaften der Thomaschristen, die im 1. Jahrhundert durch den Apostel Thomas auf seinen Missionsreisen gegründet worden sein soll. Durch Verbindungen zur Assyrischen Kirche des Ostens feiert sie ihre Liturgie im ostsyrischen Ritus. Im Laufe ihrer Geschichte gab es immer wieder teils kolonialistische Einflüsse, die zu einer Übernahme westkirchlicher liturgischer Elemente führte.

Liturgie

Liturgie bezeichnet im Christentum und im Judentum die Ordnung der gottesdienstlichen Zeremonien und die Feier des Gottesdienstes. Der Begriff stammt aus dem Griechischen und bedeutet wörtlich übersetzt "öffentlicher Dienst". In der katholischen Kirche gehören dazu neben der Heiligen Messe unter anderem das Stundengebet, die Spendung der Sakramente wie Taufe und Trauung, Wortgottesdienste, Benediktionen und ein kirchliches Begräbnis.

Priester während der Niederwerfung bei der Karfreitagsliturgie / © Harald Oppitz (KNA)
Priester während der Niederwerfung bei der Karfreitagsliturgie / © Harald Oppitz ( KNA )
Quelle:
KNA